Wegweiser zum Partykeller
Handgezeichnete Anfahrtsskizzen sind out: Auf der Internetseite kann man im Netz verfügbare Landkarten mit eigenen Kommentaren und Hinweisen verzieren und das Resultat per Mail versenden.
Dabei können die Nutzer beispielsweise auf die detaillierten Kartenwerke des Landesvermessungsamts NRW zurückgreifen, mit denen sich sogar Gebäudeumrisse darstellen lassen. Entwickelt wurde das pfiffige Webangebot vom Institut für Kartographie und Geoinformation (IKG) der Universität Bonn.
Wer auf dem Mars eine Party feiern wollte, müsste sich zumindest um die Wegbeschreibung für seine Gäste keine Sorgen machen: Im World Wide Web finden sich selbst Karten unseres roten Nachbarplaneten – nicht besonders hoch aufgelöst, aber immerhin. Detailreicher ist da schon das Angebot des Landesvermessungsamts NRW: Das bevölkerungsreichste Bundesland steht flächendeckend in verschiedenen Maßstäben im Netz – bis hin zur Auflösung 1:5.000, in der sich selbst die Grundrisse von Gebäuden erkennen lassen.
Problem bei allen Internetkarten ist nur, dass sich auf ihnen nichts markieren lässt. Um beispielsweise seinen Partykeller zu umkringeln, müsste man die entsprechende Karte in geeigneter Auflösung auf seinen Rechner laden, mit einer Bildverarbeitungssoftware an der passenden Stelle einen Kreis ziehen und das Ergebnis dann per Mail versenden.
Auf der Webseite der Bonner Geoinformatiker geht das per Mausklick: Einfach den geeigneten Kartenausschnitt wählen, mit einer virtuellen Nadel in den Partykeller pieksen, dazu noch einen einladenden Kommentar schreiben und das Resultat als Link versenden. „Das Tolle daran: Der Empfänger kann sich die Karte nicht nur ansehen, sondern sie auch in verschiedenen Zoomstufen darstellen, in ihr navigieren, sie in hoher Auflösung ausdrucken oder gar mit eigenen Bemerkungen versehen und dann zurücksenden“, erklärt IKG-Forscher Jörg Schmittwilken.
„Kooperative Karten“ nennt sich das Projekt, das ursprünglich von Professor Lutz Plümer und Thomas H. Kolbe ins Leben gerufen worden war. Ziel war es, eine Art Bedieneroberfläche zu schaffen, mit der sich Kartenmaterial aus dem Internet um Nutzerkommentare erweitern lassen sollte. Der Bonner Geodät Michael Homoet hat für seine Diplomarbeit eine erste lauffähige Version programmiert und sie um die Möglichkeit erweitert, ein und denselben Kartenausschnitt von verschiedenen Servern zu laden.
Der von ihm entwickelte „WMC“ (cooperative Web Map Client) legt die einzelnen Bilder dann wie Overhead-Folien übereinander. Wenn die Karte vom ersten Server beispielsweise keine Landesgrenzen zeigt, kann man sich diese so von einem zweiten Server „dazuladen“. Für seine Arbeit erhielt Homoet den Nachwuchsförderpreis der Deutschen Gesellschaft für Photogrammetrie, Fernerkundung und Geoinformation. „Wir entwickeln diesen Prototypen weiter und rüsten ihn mit neuen Funktionen aus“, so Jörg Schmittwilken.
Um eine individuelle Karte zu basteln, muss der Nutzer auf der Webseite zunächst angeben, von welchen Servern er Kartenmaterial verwenden möchte. „Wir bieten ihm dazu beispielsweise eine umfangreiche Liste an, aus der er nur auswählen muss“, erklärt Schmittwilken. Der WMC ruft dann von allen angegebenen Servern den Kartenausschnitt ab, für den sich der Nutzer interessiert, und legt die Einzelbilder übereinander. So kann man beispielsweise einen Stadtplan auf Wunsch mit dem dazu passenden Luftbild überlagern – allerdings nur, wenn es im Netz einen Server gibt, der derartige Luftbilder anbietet.
Jede dieser „Folien“ lässt sich auch wieder ausblenden, wenn man vor lauter Details den Überblick zu verlieren droht. Per Mausklick kann der Nutzer dann noch Kommentare, Bilder oder Hyperlinks hinzufügen. Das Endresultat lässt sich beispielsweise als Internet-Lesezeichen speichern oder als Link versenden.
Quelle: idw – Universität Bonn, 16.02.2005
http://wmc.ikg.uni-bonn.de
Geonet News vom 21.02.2005