Vulkanausbruch als Ursache für „finsteres Mittelalter“?

Der Beginn des „finsteren Mittelalters“ im sechsten Jahrhundert könnte nicht nur im übertragenen Sinne, sondern auch tatsächlich dunkel gewesen sein.

Ken Wohletz, ein Vulkanologe am amerikanischen Los Alamos Nationallaboratorium, hält es für möglich, dass ein Vulkanausbruch in Indonesien eine 150 Meter dicke Wolkenschicht in der gesamten Atmosphäre erzeugt haben könnte. Ein solches Ereignis würde die Kette von klimatischen, landwirtschaftlichen, politischen und sozialen Umbrüchen zum Beginn des dunklen Zeitalters erklären. Analysen von Baumringen und Eisbohrkernen, und Hinweise auf eine gewaltige Unterwassercaldera im Indonesischen Raum stützen diese Theorie.

Das sechste Jahrhundert war eine extrem turbulente Zeit in der Menschheitsgeschichte. Das römische Imperium begann zu zerfallen, Nomaden aus Zentralasien fielen in Europa ein, die Hochkulturen in Persien, Indonesien und Südamerika brachen zusammen. Soziale Umbrüche unter anderem durch ausgedehnte Missernten und die Pestpandemie sind, nach Ansicht von Wohletz, Folgen eines globalen Klimawandels. Aus historischen und archäologischen Quellen geht hervor, dass mit Beginn des Jahres 535 das Klima kälter und trockener wurde, das Sonnenlicht nahm an Intensität ab und Schnee fiel stellenweise sogar im Sommer.

Wohletz berichtet: „ Wenn eine Eruption dies verursacht hat, muss sie die stärkste seit Beginn der Geschichtsschreibung gewesen sein. Vier bis fünf Mal stärker als der Ausbruch des Tambora 1815, die bisher als die gewaltigste unseres Jahrtausends galt.“ Eine solche Eruption hätte mehr als 200 Kubikkilometer Material ausgeschleudert, davon ein Drittel bis die Hälfte bis in die Stratosphäre. Asche und Staub würden über Monate und Jahre hinweg dort verbleiben und um den gesamten Globus verteilt werden. Noch gibt es zwar keine definitiven Beweise, dass ein solcher Ausbruch tatsächlich stattgefunden hat, doch, so Wohletz, zumindest sollte die Möglichkeit genauer untersucht werden.

(Quelle: Los Alamos National Laboratory, 04.01.01)

Geonet News vom 05.01.2001