Thiobazillen schließen schwerlösliche Phosphate auf

Die Weltvorräte an Phosphor reichen (bei heutigen Preisen und Gewinnungstechnologien) nur noch für ca. 50 Jahre.

Die effiziente Nutzung der noch vorhandenen Reserven und die konsequente Rückführung von Phosphor aus Reststoffen, sind daher oberstes Gebot für nachhaltiges Wirtschaften.

Rohphosphate wie auch Phosphate aus Aschen von Tiermehl und Klärschlämmen sind im Boden jedoch nur schwer löslich und nur zu geringem Anteil von Pflanzenwurzeln aufnehmbar. Eine Alternative zur industriellen Aufschließung dieser Phosphate haben jetzt Wissenschaftler des Institutes für Pflanzenernährung und Bodenkunde und des Institutes für ökologischen Landbau der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) entwickelt. Sie wollen mithilfe von so genannten Thiobazillen die Phosphate so aufbereiten, dass sie in der Landwirtschaft problemlos als Dünger verwendet werden können.

Wunderwaffe Thiobazillen

Thiobazillus ist die Bezeichnung für eine Gruppe von natürlichen Mikroorganismen, die aus elementarem Schwefel (Schwefelblüte) Säure bilden. Die von den Thiobazillen freigesetzte Säure hilft, im Boden schwerlösliche Phosphate für Pflanzenwurzeln aufnehmbar zu machen. Thiobazillen sind ubiquitär, d. h. sie kommen überall vor, nur aber in zu geringen Mengen, um den elementaren Schwefel, der zum Aufschluss der Phosphate benötigt wird, in ausreichend kurzer Zeit umsetzen zu können. Die Gruppe der Thiobazillen besteht aus 13 verschiedenen Spezies, deren jeweilige Zusammensetzung in einer Biozönose sehr standortspezifisch ist. Die Inokulation schwerlöslicher Phosphate mit Thiobazillen vor Ort am Feldrand ist eine nachhaltige Strategie zur Erhöhung der Phosphat-Effizienz.

Nach der Vorstellung der Wissenschaftler/innen des Institutes für Pflanzenernährung und Bodenkunde und des Institutes für ökologischen Landbau der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) werden daher auf ökologisch wirtschaftenden Bauernhöfen in Zukunft kleine (100 m²), mit elementarem Schwefel gedüngte Flächen als lokale Ressource für Thiobazillen angelegt. Diese werden dann bei Bedarf mit Wasser aus dem Boden extrahiert und Granulaten aus nach den EU-Richtlinien für den ökologischen Landbau zulässigen schwerlöslichen Phosphaten und elementarem Schwefel zugesetzt. Versuchsmengen des Prototyps der neuartigen Phosphordünger auf Basis von Tiermehlaschen werden derzeit bereits von einem mittelständischen Unternehmen in Stendal hergestellt.

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft – idw – – Pressemitteilung Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL), 24.10.2003)

Geonet News vom 04.11.2003