Seltene Metalle – ökologisch und rohstoffpolitisch brisant
Die Knappheit vieler Rohstoffe birgt aufgrund des rasant steigenden weltweiten Bedarfs erhebliche Konfliktpotenziale. Dies gilt nicht nur für fossile Energieträger, auf die sich die öffentliche Debatte derzeit konzentriert, sondern trifft auch auf seltene mineralische Ressourcen zu.
Beispielhaft ist Coltan, ein Erz, das für die Herstellung von Tantal genutzt wird, welches vor allem zur Herstellung von Werkstoffen und in der Elektronikindustrie benötigt wird. Tantal wird unter anderem in der Informations– und Kommunikationstechnik verwendet, wo es in Hochleistungskondensatoren für Mobiltelefone und Notebooks eingesetzt wird. Konflikte um Ausbeutung und Nutzung von Coltan im Kongo unterstützen oder verschärfen bewaffnete Auseinandersetzungen. Zusammenhänge zwischen der Verknappung von mineralischen Rohstoffen, dem damit verbundenen Konfliktpotenzial und Ressourcenmanagementstrategien in den Industrieländern sind offensichtlich und werfen bisher vernachlässigte Fragen auf:
Inwieweit unterstützt die Nachfrage aus den Industrieländern (insbesondere Europas) nach seltenen Mineralien Konflikte am Ort der Rohstoffgewinnung und -bearbeitung?
Inwieweit haben die ersten politischen und unternehmerischen Reaktionen die Coltan-Problematik entschärft? Was kann aus den Konflikten im Kongo gelernt werden?
Welchen Einfluss haben hiesige bzw. europäische Unternehmen auf die Rohstoffextraktion und –verarbeitung in Entwicklungsländern?
Wie kann die Problematik nicht nachhaltiger Rohstoffausbeutung in Ländern außerhalb Europas und deren Nachfrage in die Ressourcenstrategie der EU bzw. in die Politik der EU und Deutschlands integriert werden?
Der Konflikt um illegalen Coltanabbau im Kongo fiel mit einer Hochpreisphase für Tantal in 1999/2000 zusammen. In dieser Phase wurde Coltan aus der DR Kongo verstärkt vom Weltmarkt nachgefragt. Die Weltmarktbedeutung der DRK war nie sehr hoch und ist seit 2000 weiter abgesunken. Der Abbau von Coltan hat zu einer Intensivierung und Verlängerung des Krieges in der DRK geführt, an dem sich zu unterschiedlichen Zeiten und entsprechend der Machtverhältnisse die jeweilige Regierung, Rebellen und Nachbarländer bereichert haben. Die Ursachen des Konflikts waren vielfältig und das humanitäre Ausmaß katastrophal (ca. 4 Millionen Menschen starben an direkten oder indirekten Kriegsfolgen). Insgesamt kann man noch keine Konfliktlösung konstatieren. Die Situation in der DR Kongo bleibt angespannt. Die rechtliche Situation in den Abbaugebieten ist unübersichtlich; zu den aktuell zunehmenden Direktinvestitionen liegen noch keine zuverlässigen Informationen vor. Auf der Nachfrageseite ist die Rolle neuer industrieller Abnehmer (Optikindustrie) und die Rolle von Schwellenländern außerhalb der OECD (China) kritisch zu sehen. Die hohen Rohstoffbedarfe führen zu neuen Strukturen und zu einer neuen Geografie im internationalen Rohstoffhandel. Nicht mehr nur die OECD-Länder und dort ansässige Unternehmen dominieren den Markt, sondern Länder wie China, die sich bei den Rohstofflieferanten einkaufen, um die Rohstoffversorgung zu sichern. Dort werden Stoffe wie Coltan aus dem Kongo weiterverarbeitet und gelangen in die Produkte der Optikindustrie, in PCs und andere, die in die Europäische Union exportiert werden. Während deutsche Unternehmen kein Tantal mehr aus Krisenregionen beziehen, werden nach wie vor Tantalerze wesentlich preiswerter aus diesen Regionen auf dem Markt gehandelt und in Form von Produkten auf den europäischen Markt geliefert. Die aktuelle Situation in der DR Kongo nach den demokratischen Wahlen bietet neue Chancen zur Konfliktbewältigung im Rohstoffabbau. Früher war der Kongo ein sehr wichtiger Außenhandelspartner für Deutschland.
Quelle: Bundesumweltamt
Geonet News vom 07.05.2007