Rüstungsaltlasten: Tri-Halde in Stadtallendorf bereits zur Hälfte abgetragen
Mit dem Beginn der Sanierung der Tri-Halde im Januar 2003 wurde ein wichtiger Beitrag zum Schutz von Mensch und Umwelt geleistet.
Umso erfreulicher ist es, dass bereits heute die Hälfte der Arbeit hinter uns liegt und noch in diesem Jahr die Halde vollständig abgetragen sein wird“, so der Hessische Umweltminister Wilhelm Dietzel anlässlich eines Besuches der Tri-Halde in Stadtallendorf.
Mitte März 2004 ist bereits die Hälfte der Halde, auf der rund 85.000 Tonnen Boden und Neutralisationsschlamm liegen, mit über 2000 Lkw abgefahren worden. Dabei konnten bisher mehr als 400 Tonnen an Schadstofffracht entfernt, rund 18.000 Tonnen Boden thermisch behandelt und über 15.000 Tonnen Böden bereits entsorgt werden. Die durchschnittliche Belastung der Böden beträgt rund 5000 Milligramm und die durchschnittliche Belastung des Tri-Schlams rund 15.000 Milligramm an Nitroaromaten (sprengstofftypische Belastung).
Der hochkontaminierte Boden (31.000 Tonnen) sowie der stark wasserhaltige Neutralisationsschlamm (54.000 Tonnen) werden in gasdichten Containern nach Deutzen bei Leipzig zu einer thermischen Behandlungsanlage transportiert. In dieser Anlage wird das Material thermisch gereinigt und anschließend auf einer Deponie südlich von Leipzig abgelagert. Mit der Durchführung der Sanierung wurde die Hessische Industriemüll GmbH (Wiesbaden) beauftragt. 43 Millionen Euro für die Sanierung bereitgestellt
Die Sanierungskosten für das gesamte Projekt betragen rund 43 Millionen Euro. Im Jahr 2004 werden 15,8 Millionen € bereitgestellt. Der Bund beteiligt sich mit 20 Prozent an der Sanierung.
Nach Abschluss der Arbeiten soll die Halle über der Halde abgebaut und die Fläche auf das ursprüngliche Geländeniveau zurückgebaut werden. „Abgesehen von der Grundwassernachsorge, die sich etwa bis ins Jahr 2020 erstrecken wird, wird das Thema Tri-Halde dann abgeschlossen sein“, hob Dietzel heute bei dem Ortstermin hervor. Damit sei auch ein wichtiger Schritt für die langfristige Sicherstellung der Wasserversorgung des Raums Stadtallendorf und somit der Region Mittelhessen getan.
Situation vor Ort
Die Tri-Halde, die 1954 vom Land beim Erwerb des DAG-Geländes mitgekauft werden musste, verblieb im Eigentum des Landes. Auf Grund der exponierten Lage der Halde in der engeren Trinkwasserschutzzone der Wasserwerke Stadtallendorf und des von ihr ausgehenden Gefährdungspotenzials auf die Wassergewinnung, wurde aus gesundheitlicher und wasserwirtschaftlicher Sicht schon 1954 die Forderung gestellt, die Tri-Halde zu beseitigen. Da allerdings die technischen und wirtschaftlichen Bedingungen zur Umsetzung dieser Forderung nicht gegeben waren, beschränkte man sich in den Folgejahren auf die Ausführung von Sicherungsmaßnahmen.
Nachdem im Jahre 2000 im Rahmen einer Machbarkeitsstudie der Nachweis geführt werden konnte, dass eine Sanierung der Halde durch Abtrag und externer Dekontamination der Haldeninhaltsstoffe technisch machbar, aus rechtlicher Sicht genehmigungsfähig und wirtschaftlich vertretbar sei, hat das Land die Entscheidung getroffen, die Tri-Halde abzutragen.
Klärschlämme mit Nitroaromaten belastet
In der 240 Meter langen, 55 Meter breiten und bis 9 Meter mächtigen Halde liegen seit über 60 Jahren mit Nitroaromaten belastete Klärschlämme aus der Abwasserreinigung der TNT-Fabrik Allendorf, dem ehemals größten deutschen Sprengstoffwerk des 2. Weltkriegs und zwar im engeren Bereich der Trinkwassergewinnung und in Nachbarschaft zu Wohngebieten.
(Quelle: Hessisches Ministerium für Umwelt, ländlichen Raum und Verbraucherschutz, 22.03.2004)
Geonet News vom 30.03.2004