Neues Projekt zur Verminderung des beim Rohstoffabbau anfallenden Feinmaterials
Das größte Forschungsprojekt der EU im Rohstoffbereich wird von der österreichischen Montanuniversität Leoben aus koordiniert.
über 4,1 Millionen Euro (ca. 56 Millionen Schilling) werden in die Verringerung des Feinmaterials bei der Rohstoffgewinnung investiert.
Rund 2,7 Milliarden Tonnen Rohstoffe werden jährlich in Europa abgebaut, die Hälfte davon mittels Bohrungen und Sprengungen. Zwischen 10 und 15 % dieses Materials sind aber nicht verwendbar, da es für die Weiterverarbeitung zu fein ist. Damit fallen in etwa 270 Millionen Tonnen Feinmaterial pro Jahr an: Abfall, der deponiert werden muss. Umgerechnet auf die Einwohnerzahl Europas bedeutet das, dass auf jeden Europäer jährlich eine Tonne feiner Rohstoff kommt, der zwar abgebaut, für die Produktionsindustrie aber wertlos ist.
Bei diesem Problem setzt das Forschungsprojekt „LESS FINES“ (less fines production in aggregate and industrial minerals industry) an. Ziel ist es, das nicht weiter verwertbare Feinmaterial schon bei der Gewinnung um 50 % zu verringern. Die federführende Koordination liegt in den Händen des Leobener Wissenschaftlers Univ.-Prof. Dr. Peter Moser vom Institut für Bergbaukunde, Bergtechnik und Bergwirtschaft an der Montanuniversität Leoben. Den Lösungsansatz sieht Moser in der „Weiterentwicklung der Sprengtechnik, um eine entsprechende Körnung des Ausgangsmaterials für die Verarbeitung zu erhalten“. Wenn das gelänge, führte das nicht nur zu einer vielfach besseren Ausnutzung der Rohstoffe, sondern in weiterer Folge auch zur Ressourcenschonung bei der Weiterverarbeitung, da dafür weniger Energie aufgewendet werden muss. Europaweites Netzwerk Mit diesem Ansatz liegt dieses Großvorhaben ganz im Sinne des fünften Forschungsrahmenprogrammes der EU, das unter dem Motto „Competitive and Sustainable Growth“ steht. Der Leobener Wisenschaftler ist überrascht, wie „relativ einfach“ die EU-Finanzierung für dieses Großvorhaben möglich war. Der problem-orientierte Zugang zum Ziel habe wahrscheinlich viel dazu beigetragen. Damit das Forschungsprojekt „LESS FINES“ in drei Jahren erfolgreich abgeschlossen werden kann, hat Prof. Moser ein Netzwerk mit drei wissenschaftlichen und fünf wirtschaftlichen Partnern geknüpft, in dessen Zentrum das Leobener Institut für Bergbaukunde steht. Die renommierte französische Universität Ecole de Mines de Paris wird den Bereich der numerischen Simulation abdecken, die Stockholmer außeruniversitäre Forschungsgesellschaft SVEBEFO wird sich der Sprengstoffe annehmen und das Leobener Bergbau-Institut wird die Forschung in der Sprengtechnik forcieren. Zusätzliche Unterstützung kommt vom Institut für Aufbereitung und Veredlung an der Montanuni. Die Partner aus der Wirtschaft sind in der Sprengstoff-, Zement-, Kalk– und Straßenbaustoffe-Industrie tätig.
Dieses Großprojekt hat sich aus drei Forschungsvorhaben, die in Zusammenarbeit des Leobener Bergbau-Institutes mit der Pariser „Ecole de Mines“ durchgeführt wurden, entwickelt. Das Leobener Institut kooperiert sehr eng mit dem „Centre de geotechnique et d' exploitation du sous-sol“ (CGES) der prestigeträchtigen französischen Uni. Vor 10 Jahren starteten Leobener und Pariser Wissenschaftler die Zusammenarbeit. Schwerpunkte sind Forschungen im Bereich der Sprengtechnik und der mechanischen Gewinnung sowie Ausbildungsprogramm für Osteuropa. Mit weiteren Partnern wurden bisher gemeinsame EU-Projekte in der Höhe von rund 100 Millionen Schilling abgewickelt.
(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft (idw) – Pressemitteilung Montanuniversität Leoben, 15.02.2001)
Geonet News vom 16.02.2001