Neuer Verfahrensvorschläge zur Beurteilung Schadstoff-belasteter Böden
Grundlage für die Entsorgung oder Weiterverwendung belasteter oder sanierter Böden ist eine fundierte Beurteilung der Bodenqualität. Die dazu verwendeten Verfahren müssen geeignet sein, relevante im Boden enthaltene Schadstoffe sicher aufzudecken, ohne die Sanierungs– und Entsorgungskosten in Höhe zu treiben.
Am 9.2.2006 trafen sich auf Einladung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und der Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) Vertreter von Behörden, Firmen aus den Bereichen Altlastensanierung und Deponietechnik sowie Universitäten und Forschungsinstitutionen zu einem Fachgespräch, um neue Verfahrensvorschläge bei der Beurteilung von Schadstoff-belasteten Böden zu diskutieren.
Die Beurteilung der Qualität von belasteten oder sanierten Böden basiert nach gültiger Rechtslage auf der chemischen Analyse einiger wichtiger Schadstoffe, zum Beispiel Schwermetalle, die im Hinblick auf festgelegte Grenzwerte überprüft werden. Dabei ist es möglich, dass Schadstoffe unerkannt bleiben oder die Wirkung von Schadstoffgemischen falsch eingeschätzt wird. In dem 2002 gestarteten Verbundprojekt „ERNTE“ sollte geprüft werden, ob die Beurteilung von Altlasten und belastetem Bodenmaterial durch eine routinemäßige Kombination von chemischer Analytik mit biologisch-ökotoxikologischen Tests verbessert werden kann. Es sollte der Nutzen anhand von realen Praxisfällen aufgezeigt und die Voraussetzungen für eine routinemäßige Anwendung dieser Tests geschaffen werden, unter anderem die Weiterentwicklung des Methodenspektrums, die Fortführung der Standardisierung und Normung der verschiedenen Testmethoden, die Überprüfung der methodischen Empfehlungen an konkreten Standorten („Pilotstudien“), die Erstellung einer Automatisierungs– und Bewertungssoftware sowie einer Handlungsempfehlung für potenzielle Anwender und Entscheidungsträger.
Ausgehend von den im Verbundvorhaben gemachten Erfahrungen, insbesondere aus zwei Pilotstudien in Hamburg, wurde im Rahmen des Fachgesprächs, das am 9. Februar 2006 in Hamburg stattfand, ein neuartiges Beurteilungskonzept vorgestellt, das zu einer Reduzierung von Entsorgungskosten führen kann und das Spektrum der Möglichkeiten für eine Verwertung der Böden erweitert. Dabei wurde die hohe Bedeutung der Rahmenbedingungen hervorgehoben, die für die praktische Umsetzung von Sanierungs– und Entsorgungsvorhaben zu berücksichtigen sind: Die Einbeziehung ökotoxikologischer Tests sollte 1. eine Verbesserung der Wirtschaftlichkeit im Umgang mit belastetem Boden erlauben (z. B. alternative Entsorgung); 2. die Sicherheit bei der Klassifikation von Bodenmaterial erhöhen und 3. die Effizienz von Sanierungsmaßnahmen (Erst– und Endbeurteilung) verbessern. Diese Vorteile müssen unter Praxisbedingungen, z.B. in Pilotstudien, belegt werden, um die Akzeptanz ökotoxikologischer Methoden zu steigern. Unter den Teilnehmern des Fachgesprächs wurde die Anwendung der neuen Verfahrensvorschläge in Hamburg intensiv diskutiert, mögliche Konsequenzen, wie die Einbeziehung der neuen Methoden in das gesetzliche oder untergesetzliche Regelwerk, wurden angesprochen. Die Ergebnisse des „ERNTE“-Vorhabens werden zusammen mit den Schlussfolgerungen aus dem Fachgespräch in einer Handlungsempfehlung für Behörden und Industrie veröffentlicht. Eine Kurzvorstellung des „ERNTE“-Vorhabens ist bereits 2002 in UWSF 14 (4) erschienen.
Das Verbundvorhaben wurde von den folgenden Institutionen durchgeführt:
ECT Oekotoxikologie GmbH;RWTH Universitätsklinikum Aachen
IME Fraunhofer Institut für Molekularbiologie
Dr. Fintelmann und Dr. Meyer Handels– und Umweltschutzlaboratorien GmbH
Geonet News vom 03.04.2006