Neuer Umweltindex EPI kein Vorbild für Deutschland

Der Umweltindex EPI kann für Länder ohne eigene Umwelt-Monitoringsysteme sinnvoll sein, um den umweltpolitischen Handlungsbedarf zu ermitteln. Innerhalb der Europäischen Union gibt es jedoch geeignetere Instrumente dafür.

Das geht aus einer Studie hervor, die das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) im Auftrag der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) angefertigt hat. Für Deutschland gebe es mit dem „State of the Environment Report“ der Europäischen Umweltagentur (EEA) und dem „Umweltbarometer“ des Umweltbundesamtes (UBA) genauere und angemessenere Instrumente als den EPI 2008, so die Autoren der Studie.

Buchcover: Weltranglisten als Bewertungsinstrumente der Umweltpolitik

Der Environmental Performance Index versucht, die ökologische Leistungsbilanz von Staaten anhand verschiedener Indikatoren zur Umweltqualität quantitativ darzustellen. Er wurde von der US-amerikanischen Yale University initiiert. Die zweite Auflage wurde vergangene Woche auf dem Weltwirtschaftsforum im Schweizer Davos vorgestellt. Darin belegen die Schweiz, Norwegen und Schweden die ersten drei Plätze. Österreich kommt auf Platz 6, Deutschland auf Platz 13. Das Schlusslicht bilden ausnahmslos afrikanische Staaten – was direkt mit der Auswahl und Gewichtung einzelner Indikatoren innerhalb des EPI zusammenhängt. Die erste Auflage des Umweltindexes EPI hatte 2006 für Aufsehen gesorgt, weil Deutschland damals auf Platz 22 und damit beispielsweise deutlich hinter Costa Rica rangierte.

Am 23. Januar 2008 hat ein Konsortium um die Universität Yale auf dem Davos World Economic Forum eine neue Version des Environmental Performance Index (EPI 2008) vorgestellt mit dem Ziel, bisherige Anstrengungen und aktuellen Handlungsbedarf im Bereich der Umweltpolitik messbar zu machen. Im globalen EPI-Ranking steht Deutschland auf Platz 13 und hat sich im Gegensatz zum EPI 2006 um 6 Plätze verbessert. Aufgrund einiger konzeptioneller Schwierigkeiten erweist sich jedoch die Interpretation dieser Zahlen als schwierig. Zunächst einmal sind Vergleiche zwischen den beiden Versionen des EPI nicht angebracht: Der EPI 2008 umfasst 25 Indikatoren, während sich der Vorgänger nur auf 16 Indikatoren bezog – es sind also neue Parameter hinzugekommen, wie z.B. das Ausmaß von Schleppnetzfischerei. Der EPI 2008 bemüht sich um eine differenziertere Herangehensweise an umweltpolitische Themen als sein Vorgänger. Aber auch die neue Version verfolgt den Ansatz, einen weltweit standardisierten Bewertungsrahmen für Umweltpolitik zu setzen. Die Umweltprobleme, ihre relative Bedeutung und die politischen Möglichkeiten, ihnen zu begegnen, sind aber zwischen Kontinenten bzw. Industrie– und Entwicklungsländern so unterschiedlich, dass der EPI nicht gleichermaßen für alle Länder relevant ist. Dies gilt gleichermaßen für die Auswahl der Indikatoren, die Festlegung der Zielwerte wie auch die Gewichtung einzelner Aspekte innerhalb des EPI.

Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) hat im Auftrag des Umweltbundesamtes den Environmental Performance Index (EPI) von 2006 analysiert und mit bereits bestehenden Bewertungssystemen in Deutschland verglichen. Für Augustin Berghöfer, einen der Autoren dieser Studie, ist es keine Überraschung, dass die vorderen Plätze von wohlhabenden Industriestaaten wie Neuseeland, Schweden und Finnland belegt wurden: „So begünstigt beispielsweise das große Gewicht, das der EPI auf verschmutzungsbedingte Krankheiten legt, alle westlichen Industriestaaten, die über die finanziellen Möglichkeiten für die entsprechenden Technologien verfügen. Andererseits führt die geringe Gewichtung von Ressourcen– und Energieverbrauch in der EPI-Gesamtwertung dazu, dass zentrale Herausforderungen an die Umweltpolitik in Industriestaaten kaum berücksichtigt werden.“

Quelle: Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ

Geonet News vom 07.04.2008