Neue Methode zur Züchtung von Zeolithkristallen
Wissenschaftler vom Institut für Bio- und Chemieingenieurwesen der Universität Erlangen-Nürnberg haben ein neue Methode zur Züchtung von Zeolithkristallen entwickelt.
Mittels einer „künstlichen Fledermaus“ konnten sie in einem weltweit einmaligen Verfahren erstmals den Herstellungsprozess der Kristalle überwachen und dadurch auch steuern.
Zeolithe sind kristalline Silikatverbindungen mit vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten. Über eine Million Tonnen werden jährlich synthetisch hergestellt. In der petrochemischen Industrie helfen Zeolithe als Katalysatoren z.B. beim so genannten Cracken von Erdöldestillaten zur Treibstoffherstellung oder bei derUmwandlung von Methanol in Kohlenwasserstoffe. In jüngster Zeit finden sie bei zahlreichen High-Tech-Produkten Verwendung. So werden etwa in Mikrosensoren und Mikroschaltern chemisch oder photochemisch sensitive Moleküle in die Zeolithstrukturen eingeschlossen.
Zeolithe werden technisch in riesigen Rührkesseln mit bis zu zwanzig Kubikmetern Fassungsvermögen hergestellt. Darin werden alle benötigten Ausgangsstoffe eingerührt, die ein dickflüssiges yoghurtartiges Reaktionsgel bilden. Erhitzt man dieses Gel, so wachsen darin die gewünschten Zeolithkristalle. Die Problematik besteht darin, dass für jeden Anwendungszweck eine andere Kristallart benötigt wird. Sollen die Zeolithe als molekulare Siebe fungieren und – wie beispielsweise bei der Abgasreinigung – in ihren Hohlräumen relativ kleine Moleküle wie Stickoxide aufnehmen, so muss der Kristallzüch– tungsprozess entsprechend der späteren Anwendung exakt gesteuert werden.
„Den richtigen Zeitpunkt für das Reaktionsende zu finden, war aber reine Erfahrungssache. Praktikable Messmethoden gab es nicht“, erklärt Prof. Schwieger. So musste der Chemieingenieur bislang regelmäßig Proben entnehmen, diese filtrieren, trocknen und anschließend analysieren. Bis das Ergebnis vorlag, lief der Prozess mindestens dreißig Minuten weiter. „Mit unserer Methode können wir jedoch in den Herstellungsprozess 'hineinlauschen' und zeitnah eingreifen“, so Prof. Schwieger: „Das Ergebnis liegt uns nun on-line vor.“
Ähnlich wie Fledermäuse oder Wale zur Ortung und Orientierung benutzen die Erlanger Forscher hochfrequente Schallwellen. Jede Sekunde wird von einer Sonde, die an einem repräsentativen Punkt im Rührkessel eingebracht ist, ein Ultraschallimpuls in den erhitzten „Yoghurt“ gegeben. Die ausgesandten Ultraschallwellen ändern auf dem Weg durch die Reaktionslösung ihre Geschwindigkeit und „Lautstärke“. Wird das empfangene Signal mit dem Zustand der Lösung in Verbindung gebracht – man sagt korreliert, so lassen sich bei geschickter Einstellung der „frische Yoghurt“ zu Reaktionsbeginn und verschiedene Stadien „fertiger“ Zeolithkristalle unterscheiden.
Von der „Zufallsentdeckung“ zur Anwendungsreife
Die Entwicklung dieser „künstlichen Fledermaus“ war keineswegs geplant. Prof. Schwieger: „Eigentlich suchten wir für die ESA (European Space Agency) nach einem Weg, die Zeolithherstellung schneller durchzuführen und Kristalle mit besserer Qualität zu erhalten. Deshalb experimentierten wirunter anderem mit Mikrowellen als Wärmequelle.“ Für die Versuche im elektrische Feld der Mikrowellen wurde jedoch eine geeignete Untersuchungsmethodebenötigt. Die Entdeckung der unterschiedlichen Reaktion des Ultraschalls auf den Zustand der Reaktionslösung erweiterte schließlich die Zielrichtung der Erlanger Forscher. Gemeinsam mit Kollegen der Universität Leipzig und einem Industriepartner entwickelten sie das Verfahren – gewissermaßen als 'Spin-off' des ESA-Projektes – bis zur Anwendungsreife. Seit Juni vergangenen Jahres ist es in einem Pilotprojekt im Chemiepark Bitterfeld zur Qualitätssicherung bei der Zeolithherstellung im Einsatz.
(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft – idw – – Pressemitteilung Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, 03.04.2003, Bild: Dr. Ralph Herrmann)
Geonet News vom 15.04.2003