Nach Klimastudie künftig mehr Hochwasser im Süden Deutschlands
Große Hochwasserereignisse werden nach neuesten Modellrechnungen bis 2050 um 15 Prozent, in einzelnen Regionen Baden-Württembergs sogar um 25 Prozent zunehmen; die beiden Länder werden daher ihre Zusammenarbeit in der Wasserwirtschaft weiter ausbauen und vertiefen.
Darauf verständigten sich Bayerns Umweltminister Werner Schnappauf und seine baden-württembergische Amtskollegin Tanja Gönner in Stuttgart beim 3. Symposium ''Klimaveränderung und Konsequenzen für die Wasserwirtschaft (KLIWA)'': „Der Klimawandel stellt uns vor immense Herausforderungen. Wir wollen deshalb unsere Kompetenzen bündeln und in gemeinsamen Projekten neue Erkenntnisse über die Klimafolgen gewinnen und die Anpassungsstrategien weiter optimieren.“ Schnappauf und Gönner verständigten sich gemeinsam mit dem Präsidenten des Deutschen Wetterdienstes, Wolfgang Kusch, das Projekt KLIWA fortzuführen. Künftig sollen verstärkt die Auswirkungen der Klimaveränderungen auf die Bereiche Grundwasserneubildung, Siedlungsentwässerung und Niedrigwasserverhalten weiter erforscht werden. Das Gemeinschaftsprojekt KLIWA hat eine bundesweite Vorreiterrolle. Schon jetzt lassen die Ergebnisse aufhorchen: Die Zahl der Tage mit hohen Niederschlägen von mehr als 25 Liter pro Quadratmeter werden sich in höheren Lagen in den Monaten Dezember bis Februar verdoppeln. In den Sommermonaten müsse dagegen an einzelnen Flüssen vermehrt mit Niedrigwasserständen gerechnet werden.
Bayern trägt den Klima-Prognosen bereits seit 2004 Rechnung: Bei der Bemessung von neuen Hochwasserschutzprojekten wird seitdem ein Klimafaktor von plus 15 Prozent als Zuschlag eingeplant. Um dem unvermeidbaren Klimawandel entgegenzutreten, setzt Bayern Schnappauf zufolge auf eine Doppelstrategie: „Zum Einen muss der Ausstoß der klimaschädlichen Treibhausgase konsequent verringert, zum Anderen den Folgen der Klimaänderung rechtzeitig mit einer gezielten Anpassungsstrategie begegnet werden.“ Neueste Prognosen für Nordbayern verdeutlichen, dass im Westlichen Mainfranken 100-jährliche Hochwasserabflüsse bis zum Jahr 2050 sogar 15 bis 20 Prozent ansteigen könnten. Zudem wird für das gesamte Maingebiet eine Verschärfung bei kleineren und mittleren, z.B. 10 bis 30 jährlichen Hochwassern um bis zu 80 Prozent erwartet. Die Prognosen zeichnen aber nicht nur düstere Szenarien: Bis zum Jahr 2050 wird die Menge des neu gebildeten Grundwassers im trockenen Unterfranken um bis zu 30 Prozent zunehmen – eine erfreuliche Nachricht für die Trinkwasserversorgung.
„Bei neuen Hochwasserprojekten wollen wir künftig einen Klimaänderungsfaktor von 15 bis 25 Prozent hinzurechnen“, kündigte Baden-Württembergs Umweltministerin Tanja Gönner an. „Wenn wir heute wissen, dass wir in den nächsten 50 Jahren mit immer höheren Hochwasserabflüssen zu rechnen haben, wäre es unverantwortlich für künftige Generationen nicht alles zu unternehmen, was bereits heute möglich ist, um die Auswirkungen abzumildern. Wir müssen die Hochwasservorsorge zukunftsfest machen.“ Bereits bei der Planung von Hochwasserschutzeinrichtungen solle künftig geprüft werden, wie sich die lokal unterschiedlichen Klimaänderungsfaktoren auf das zu realisierende Bauwerk auswirken. Dämme, Deiche und Wasserrückhaltebecken sollten dann entsprechend größer gebaut werden, so Gönner. „Wenn das nicht möglich ist, sollen zumindest die Projekte so ausgelegt und entsprechende Vorkehrungen getroffen werden, dass eine spätere Anpassung und Nachrüstung möglich ist.“
Quelle: Bayerisches Staatsministerium für Umwelt
Geonet News vom 30.10.2006