Methanhydrat als mögliche Energiequelle
Eingesperrt in Wasserkristalle schlummern auf dem Meeresgrund und in gefrorener Erde immense Mengen Methan.
Das im Eis gefangene Gas, das jüngst im Bestseller „Der Schwarm“ eine Hauptrolle spielte, könnte eine schier unerschöpfliche Energiequelle werden. Erste Pilotprojekte für die Förderung laufen bereits. Doch einige Klimaforscher fürchten einen ganz anderen Effekt der kolossalen Methan-Vorräte: Durch ihre Freisetzung könnte sich die Erderwärmung jenseits jeglicher Kontrolle beschleunigen.
Die so genannten Methanhydrate entstehen aus Pflanzen– und Tierkadavern durch die Verbindung von Kohlen– und Wasserstoff. Notwendig sind dabei hoher Druck und niedrige Temperaturen. Methan, schon jetzt als Heizgas eingesetzt, wird dabei von Wasserstoffmolekülen wie in einem Kristallkäfig eingeschlossen. Steigt die Temperatur oder sinkt der Druck zu schnell – etwa durch unterseeische Erdbeben – kann es zu explosionsartigen Methanausstößen kommen.
Wie viel Methanhydrat es auf der Erde gibt, ist umstritten. Eine viel zitierte Schätzung beziffert die Vorkommen mit 10.000 Milliarden Tonnen Kohlenstoff – doppelt so viel wie alle weltweiten Kohle-, Gas und Erdöl-Vorkommen. Mehr als 90 Prozent der Methanhydrate sind im Meer zu finden. Im Golf von Mexiko bilden die Methankristalle sogar eine Art unterseeische Eisfläche. Und große Mengen des Stoffes am Bermuda-Dreieck haben die These hervorgebracht, dass Methan-Ausstöße für das dort berüchtigte Verschwinden von Schiffen und Flugzeugen verantwortlich sein könnten.
Die in den Kristallen gespeicherten Methan-Mengen sind jedenfalls enorm, weshalb viele Forscher von einer Nutzung als Energiequelle träumen. „Ein Würfel von einem Kubikzentimeter lässt beim Schmelzen 164 Kubikzentimeter Gas entweichen“, sagt Jean-Luc Charlou, Geochemiker beim Meeresforschungsinstitut Ifremer. Zu finden sind die Methan-Vorkommen aufgrund ihrer chemischen Signatur leicht; problematisch ist allerdings die Antwort auf die Frage, ob sich eine Ausbeutung wirklich lohnt. „Gashydrate sind in Form von Plättchen von einigen Millimetern oder Knoten von einigen Zentimetern zu finden“, sagt Charlou. „Sie sind normalerweise verstreut im Sediment vergraben.“ Damit lohnt sich die Förderung nur an Orten, wo sie in konzentrierter Form vorkommen.
Erste Erfahrungen gibt es bereits. In Mallik im hohen Norden Kanadas wird das Gas vom Eis durch das Einblasen von Wasserdampf getrennt. „Das zeigt, dass es möglich ist“, sagt Jacqueline Lecourtier vom französischen Erdöl-Institut. Allerdings seien solche Verfahren heute noch viel zu teuer. Deshalb gehe es nun darum, die Mineralölkonzerne von einer Förderung im großen Stil zu überzeugen. Japan ist auf dem Feld inzwischen am weitesten. Im kommenden Jahr sollen erste Tests im Becken von Nankai stattfinden. Ziel ist eine industrielle Förderung bis 2016.
Sorgen bereiten Wissenschaftlern jedoch die Vorräte in den Permafrostböden. Sie könnten zu einer Art Zeitbombe für die Klimaerwärmung werden. Setzt sich der Anstieg der Temperaturen auf der Erde wie in den vergangenen Jahrzehnten fort, könnten beträchtliche Mengen Methan in die Atmosphäre entweichen. Folge wäre eine rasante Beschleunigung des Treibhauseffektes, denn Methan wirkt dort 20 Mal stärker als Kohlendioxid. In diesem Fall würden alle Vorhersagen über die Erderwärmung über den Haufen geworfen, sagt Hervé Le Treut, der den Treibhauseffekt für die UNO erforscht. Denn Methanhydrate sind in den heutigen Klimamodellen noch gar nicht enthalten.
Quelle: de.news.yahoo.com/20012006/286/
Geonet News vom 23.01.2006