Lösungsvorschläge für das Salzproblem in der Werra

Der 200 m hohe "Monte Kali" besteht aus 150 Millionen Tonnen Abraumsalz.

Der 200 m hohe "Monte Kali" besteht aus 150 Millionen Tonnen Abraumsalz.

Kassel/Magdeburg. Nach knapp zwei Jahren intensiver Diskussion, 16 Sitzungen und 22 vergebenen Gutachten hat der Runde Tisch "Werra/Weser und Kaliproduktion" am Dienstagabend eine abschließende Empfehlung vorgelegt. Das Expertengremium, das vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) wissenschaftlich begleitet wurde, empfahl eine Halbierung der anfallenden Salzabwassermengen durch Vermeidung und Verwertung vor Ort, den Bau einer Fernleitung an die Nordsee zur Entsorgung des danach noch anfallenden Salzabwassers sowie einen Auftrag zur kontinuierlichen Beobachtung.

Spätestens ab 2020 sei eine nachhaltige Verbesserung der Qualität des Oberflächen- und Grundwassers erreichbar. Dann könnten sich in Werra und Weser wieder reine Süßwasser-Lebensgemeinschaften etablieren und die Bedingungen für Fischerei und Trinkwassergewinnung würden sich verbessern, heißt es in dem Abschlussdokument. Die Empfehlungen wurden mit drei Neinstimmen und ohne Enthaltungen also mit insgesamt 88 Prozent Zustimmung vom Runden Tisch verabschiedet.

Der Runde Tisch hatte die Aufgabe, nachhaltige Lösungsvorschläge zur Verbesserung der Wasserqualität in Werra und Weser zu erarbeiten. Dabei sollten Kriterien, Ziele und Instrumente der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie ebenso angemessen berücksichtigt werden wie die wirtschaftlichen Interessen der Region und die Sicherung der dort betroffenen Arbeitsplätze. Der Runde Tisch wurde von den Ländern Thüringen und Hessen gemeinsam mit der K+S AG ins Leben gerufen. Das Unternehmen K+S AG fördert Salz aus der Erde und stellt daraus im Wesentlichen Kalidünger für die Landwirtschaft her. An seinen drei Standorten in Osthessen und in Westthüringen arbeiten für das Unternehmen rund 4.200 Beschäftigte. Bei der Produktion fallen salzhaltige Rückstände an. Diese werden z.T. auf Halden gelagert, z.T. werden sie als salzhaltige Abwässer in den Untergrund verpresst sowie in die Werra eingeleitet. Nur ein kleiner Teil wird wieder in den Untergrund verbracht, durch den so genannten Spülversatz. Die Folge: Werra und Weser sind stark mit Salzen belastet und es besteht die Sorge, dass Grundwasser und Trinkwasserspeicher versalzen werden.

Nachhaltig profitiert hat der jetzt zu Ende gegangene Runde Tisch "Werra/Weser und Kaliproduktion" von der wissenschaftlichen Begleitung durch Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ). "Dabei waren wir vor allem gefragt, das vorhandene, sehr komplexe Wissen aufzuarbeiten und daraus transparente Schlussfolgerungen abzuleiten, so dass sich die Mitglieder des Runden Tisches ein Urteil bilden konnten", erklärte am Mittwoch Prof. Dr. Dietrich Borchardt vom Department Aquatische Ökosystemanalyse, der die UFZ-Beteiligung und insgesamt 22 Gutachten am Runden Tisch koordinierte. Ziel des Runden Tisches war, Empfehlungen dafür zu erarbeiten, wie in Zukunft die Salzbelastung der Gewässer durch den Kalibergbau in Thüringen und Hessen möglichst effektiv vermindert werden kann.

Für die Wissenschaftler des UFZ bedeutete die Zuarbeit für die Mitglieder des Runden Tisches, dass sie auftretende Widersprüche möglichst auflösen und eventuell noch vorhandene Wissenslücken erkennen sollten, also aufzuzeigen, wo es noch weiterer Expertise bedurfte. Bei diesem komplexen Ansatz zeigte sich, dass das UFZ durch die breite Aufstellung in seinen verschiedenen Fachbereichen über hervorragende Kompetenzen verfügt, um bei den unterschiedlichsten Fragestellungen Antworten anbieten zu können. "Wenn wir weitere Expertise für nötig erachtet haben, zum Beispiel im Umweltrecht oder zu ökonomischen Fragen, dann konnten wir ruhigen Gewissens Gutachter aus dem UFZ vorschlagen, haben aber selbstverständlich auch externe Experten zu Rate gezogen", sagte Borchardt.

Während der gemeinsamen Arbeit am Runden Tisch stellte sich heraus, dass das UFZ offenbar als neutrale Institution im besten Sinne angesehen und die hohe Kompetenz anerkannt wurde, die sich hier abrufen lässt. Es zeigte sich, dass es vermutlich keinen geeigneteren Weg als die unabhängige wissenschaftliche Begleitung gibt, um rationale Lösungsvorschläge für solch komplexe Umweltprobleme zu erarbeiten, wie es die Salzbelastung von Werra und Weser darstellt. "Kein einzelner Fachmann, keine Ressortforschungseinrichtung, keine Universität, keine Landesbehörde könnte dies allein leisten. Im UFZ sind wir sehr breit breit aufgestellt und können deshalb innerhalb des UFZ auf naturwissenschaftliche, rechtliche und ökonomische Expertise schnell und unkompliziert zugreifen. Durch unsere Forschungsnetzwerke mit kompetenten Partnern sind wir dann im Verbund in der Lage, um auch für komplexe und schwierige Umweltprobleme vernünftige und überzeugende Lösungswege aufzuzeigen", unterstrich Borchardt.

Weitere Informationen

Prof. Dr. Dietrich Borchardt, Dr. Sandra Richter
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)

Geonet News vom 17.02.2010