Kooperation zur großtechnischen Stromgewinnung aus Geothermie

ENRO plant für 250 Mio. € den Bau des größten deutschen Erdwärme-Kraftwerks in Brandenburg. Das GeothermieZentrumBochum, eine Verbundforschungseinrichtung von Hochschulen aus Aachen, Bochum und Gelsenkirchen prüft die Machbarkeit.

Erdwärme wird an vielen Stellen der Erde bereits in Tiefen von bis zu 4000 m – 5000 m zur Strom– und Wärmeerzeugung erschlossen. Eine Studie des Deutschen Bundestags beziffert das theoretische Deckungspotenzial durch Geothermie auf die Hälfte des deutschen Strombedarfs. Erdwärme kann auch hierzulande nach dem heutigen Stand in Strom gewandelt werden. Allerdings steckt die Technologie neben Fündigkeitsrisiken häufig noch in der Kostenfalle.

Um diese Hindernisse abzubauen, haben die drei nordrhein-westfälischen Hochschulen RWTH Aachen, FH Bochum und FH Gelsenkirchen im vergangenen Herbst mit dem Geothermie-zentrum in Bochum (GZB) ein gemeinsames Institut für die Anwendungsforschung gegründet. Die Kompetenz von 14 interdisziplinären Fachgebieten der Natur– und Ingenieurwissenschaften wird dort zusammengeführt und von dem für Bohrtechnik zuständigen Prof. Rolf Bracke (FH Bochum) koordiniert. Die Arbeiten erfolgen im engen Schulterschluss mit kommerziellen Partnern. Ein solcher Schulterschluss ist nun mit der ENRO-Gruppe aus Essen erfolgt. Das Unternehmen beabsichtigt den Bau eines geothermischen Kraftwerkparks – bestehend aus vielen Einzeleinheiten von jeweils 2-3 MW elektrischer Leistung. Der Vorsitzende des ENRO-Aufsichtsrates, Dr. Bund betont, dass das Konzept die wesentliche Wirtschaftlichkeits-Grundregel aller industriellen Produkte und Prozesse verfolgt: Größe und Menge. Im Endausbau soll der Kraftwerkpark deshalb im sogenannten „Konvoi-Prinzip“ eine Größenordnung von 25 MW elektrisch installierter Leistung erreichen. Das Gesamtinvestitions-Volumen soll bei 250 Mio € liegen. Überträgt man das Prinzip der industriellen Massenfertigung auf Geothermie-Kraftwerke, so müssen die vier Voraussetzungen erfüllt sein:

1. gesteinsphysikalische Eigenschaften welche die Zirkulation großer Volumenströme von heißem Wasser ermöglichen,

2. hohe Gesteinstemperaturen von über 150 °C,

3. geologische Formationen mit großräumiger und gleichmäßiger Verbreitung, die

4. deshalb eine hohe Reproduzierbarkeit der über– und untertägigen Kraftwerkstechnik ermöglichen.

Untergrundschichten, welche diese Bedingungen erfüllen können, sind die ca. 300 Mio Jahre alten Vulkan-Gesteine des Perm-Zeitalters. Diese sogenannten Vulkanite besitzen eine große Verbreitung im Nordostdeutschen Becken in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern und sind durch viele Erdöl– und Erdgasbohrungen erkundet. Diese Gesteine liegen in ca. 5000 m Tiefe und haben eine relativ gleichmässige Mächtigkeit von mehreren Hundert Metern bei erwarteten Gesteinstemperaturen von über 170 °C.

Das macht sie interessant für die EGS-Technologie. (Enhanced Geothermal Systems). Bei diesem Verfahren wird das im natürlichen Zustand für Wasser wenig durchlässige Gestein durch das Einpressen von unter hohem Druck stehendem Wasser hydraulisch aufgebrochen. Die auf diese Weise geschaffenen Kluftsysteme bilden ein großvolumiges Wärmeaus-tauschsystem im Untergrund, in dem von übertage zugeführtes Wasser auf Gebirgstemperatur erhitzt wird. Das in weiteren Bohrungen geförderte Heißwasser dient als Wärmequelle für oberirdische konventionelle Dampfturbinen zur Stromerzeugung.

Weitere Informationen: www.enro.de

Quelle: D. Bremkens – FH Bochum – 24.02.2006

Geonet News vom 27.02.2006