Kohlendioxid untertage speichern
Rund die Hälfte der Stromversorgung in Nordrhein-Westfalen basiert auf der Verstromung heimischer Braunkohle, die subventionsfrei im rheinischen Revier gewonnen wird.
Diesen Energieträger zu nutzen, ohne die Atmosphäre mit dem Treibhausgas Kohlendioxid zu belasten, ist eine der großen Herausforderungen, der sich eine Forschergruppe der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen stellt. Die Fakultät für Georessourcen und Materialtechnik, vertreten durch insgesamt fünf Institute, beginnt in diesen Tagen mit einer Regionalstudie zur nachhaltigen CO²-Speicherung im Untergrund. Im Auftrag der RWE Power AG sollen im Zuge dieses Vorhabens geologische Strukturen auf ihre Eignung als Langzeitspeicher für das Treibhausgas CO² untersucht werden.
Das auf ein Jahr befristete Projekt ist Bestandteil umfangreicher Forschungsvorhaben, die RWE Power im Rahmen des vorbeugenden Klimaschutzes fördert. Mit der Planung des weltweit ersten CO²-freien Kohle-Großkraftwerks mit CO²-Abtrennung und -Speicherung durch RWE Power, das bis etwa 2014 betriebsbereit sein soll, zeichnet sich bereits der mögliche Übergang dieser Technologie von der Phase der Forschung und Entwicklung hin zum Einsatz im industriellen Maßstab ab.
Die Speicherstudie reiht sich in ein breites Spektrum von Forschungsaktivitäten der RWTH Aachen zur Reduzierung von CO²-Emissionen ein. Dabei liegen die Schwerpunkte in den Bereichen Kraftwerkstechnik und geologische Speicherung. Die RWTH nimmt damit in Deutschland auf dem umwelt– und energiepolitisch hochaktuellen Gebiet der Technologien zur Minderung, Abtrennung und Lagerung von Kohlendioxid eine führende Position ein, die auch durch den Kongress „Neue Wege in der Kraftwerkstechnik“ der RWTH Aachen am 2. Mai 2006 unterstrichen wurde. Auf geowissenschaftlicher Seite kann die RWTH bereits auf die erfolgreiche Beteiligung an mehreren interdisziplinären europäischen Projekten zur untertägigen CO²-Speicherung zurückblicken. Auf nationaler Ebene ist die Hochschule an dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Geotechnologie-Programm „Erkundung, Nutzung und Schutz des unterirdischen Raumes“ beteiligt.
Der geowissenschaftliche Teil der nun begonnenen Studie ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer qualitativen und quantitativen Bewertung der CO²-Speicheroptionen auch für die Industrieregion Rhein/Ruhr. Die Studie widmet sich nicht nur technischen Aspekten der CO²-Speicherung. Sie beinhaltet auch Nachhaltigkeitsbetrachtungen des Gesamtsystems der CO²-Abtrennung und -Speicherung. Außerdem wird die Akzeptanz dieser noch neuen Technologie vor dem Hintergrund europäischer und deutscher Klimaschutzanstrengungen untersucht.
Quelle: Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen
Geonet News vom 29.05.2006