Klärschlamm sorgt für Schadstoffanreicherung im Boden
Die vorliegende Untersuchung der LfU hat Schadstoffanreicherungen in Ackerböden nachgewiesen. Auf Klärschlamm als Düngemittel sollte deshalb ganz verzichtet werden“, sagte Baden-Württembergs Umweltminister Ulrich Müller anlässlich eines Fachsymposiums an der Universität Hohenheim, bei dem die neuen Ergebnisse der Untersuchung zu klärschlammgedüngten Ackerböden in Baden-Württemberg diskutiert wurden.
In der aktuellen Studie der Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg (LfU) sei erstmals nachgewiesen worden, dass durch die Klärschlammdüngung Schadstoffe in Böden angereichert werden können, deren Risiken für die Umwelt und die Nahrungsmittelqualität noch nicht absehbar sind. Neben den gut untersuchten und reglementierten Schadstoffen wie den Schwermetallen wären im Klärschlamm eine unüberschaubare Vielzahl an Schadstoffen enthalten, die sich einer Kontrolle und sicheren toxikologischen Bewertung entziehen. Nach Aussagen der Wissenschaftler der LfU hätten sich die Spuren der Klärschlammdüngung noch nach Jahren feststellen lassen. „Der Klärschlammeinsatz auf Böden ist – nachdem was wir heute wissen – ein Risiko. Die Entsorgung soll daher thermisch, z. B. durch Monoverbrennungsanlagen, Mitverbrennung in Kohlekraftwerken oder in Zementwerken oder durch den Einsatz von Klärschlammvergasungsanlagen erfolgen.“, erklärte Minister Müller.
Nach Aussage von Dr. Peter Dreher, LfU, wurden im Rahmen einer landesweiten Untersuchung klärschlammgedüngter Böden eine breite Schadstoffpalette – Schwermetalle, Dioxine, Organozinnverbindungen bis hin zu polyzyklischen Moschusverbindungen – nachgewiesen.
Nach Darstellung von Müller kann der Ausstieg aus der Klärschlammentsorgung in der Landwirtschaft auf Landesebene nicht durchgesetzt werden, da die Zuständigkeiten hierfür in Berlin und Brüssel liegen. Dort denke man zwar über ergänzende Regelungen und Verschärfungen nach, eine generelle Abkehr von der eingefahrenen Düngepraxis, wie beispielsweise in der Schweiz, finde jedoch keine Mehrheit.
Mit einem umfangreichen Maßnahmenbündel sollen die baden-württembergischen Böden klärschlammfrei werden. Den kommunalen Kläranlagenbetreibern hat man mittlerweile die Angst vor zu hohen Kosten genommen. Eine Kommission unter Leitung des Umwelt– und Verkehrsministeriums rechnete vor, dass der Umstieg auf die Verbrennung im ungünstigsten Fall zu Mehrkosten von 6 – 17 Cent je Kubikmeter Abwasser führen kann. Aber auch bei der landwirtschaftlichen Verwertung ist wegen des zunehmenden Untersuchungs– und Kontrollaufwandes mit Kostensteigerungen zu rechnen. Erste Kläranlagenbetreiber berichten mittlerweile sogar von Kostensenkungen beim Wechsel zur thermischen Entsorgung. Auch aus Sorge um eine zunehmende Unsicherheit des landwirtschaftlichen Verwertungsweges setzt das Umwelt– und Verkehrsministerium auf eine gezielte Förderung von Investitionen zur Klärschlammvorbehandlung mit dem Ziel der thermischen Entsorgung.
Obwohl die Entsorger hohe Prämien für die Abnahme von Klärschlamm zahlen und dies den arg gebeutelten Betrieben gut tun würde, bewertet Prof. Zeddies die Klärschlammdüngung als Risikogeschäft für die gesamte Branche. Er wies darauf hin, dass bei der Verbrennung des Klärschlamms auch der Heizwert und der Beitrag zur Emissionsminderung gegengerechnet werden müsse, und dies nicht nur bei CO2, sondern auch bezogen auf Lachgas und Methan.
Wie Minister Müller abschließend deutlich machte, bleibt als Zukunftsaufgabe die Rückgewinnung von Phosphat aus Klärschlamm. Phosphat ist zwar eine weltweit stark begrenzte Ressource. Niedrige Marktpreise der Lagerstättenphosphate verhindern jedoch bislang die großtechnische Realisierung alternativer Recyclingverfahren, da diese wegen der hohen Kosten noch nicht konkurrenzfähig sind.
(Quelle: Ministerium für Umwelt und Verkehr Baden-Württemberg, 17.09.2003)
Geonet News vom 01.10.2003