High-Tech-Metall Tantal nach wie vor gefragt
Für den Namen des wenig bekannten Nebenmetalls Tantal musste der griechische Sohn des Zeus Tantalos Pate stehen. Hintergrund: Das hellgraue Material ist hauptsächlich in unzugänglichen Gegenden, wie etwa im australischen Outback und im afrikanischern Busch zu finden.
Obgleich Tantal, wie in Afrika, noch von einheimischen Lohnarbeitern aus Flüssen gesiebt wird, nimmt es heute einen entscheiden den Platz in der High Tech-Industrie ein: Tantal-Pulver, das aus dem Mineralgestein Tantalit gewonnen wird, benötigt die Industrie zur Herstellung von Kondensatoren. Die Halbleiterhersteller brauchen wiederum die Kondensatoren, um den Stromfluss in Computerkomponenten zu regulieren. Vor allem für mobile Telefone sind die Tantal-Bauteile unersetzlich. Anwendung findet das „High-Tech-Metall“ außerdem in der Luft und Raumfahrttechnik. Das chemisch veredelte Element ist, sehr hitzebeständig und säureresistent, gleichzeitig aber walz- und dehnbar und somit einfach zu verarbeiten.
Der Boom bei den Mobiltelefonen hat zu kontinuierlich steigenden Tantal-Preisen geführt. Im Sommer 2000 kostete ein Pfund des Metalls noch 106 US Dollar, im Dezember dann schon das Vierfache.
Ein Grund für diese Entwicklung, seien aber auch „spekulative Elemente“, erläutert Dirk Küster von GeoInside, einem Internet Marktplatz für Rohstoffe. Denn eigentlich sei der Markt bei rund 2 500 Tonnen Tantal Jahresproduktion zwischen Verkäufern und Käufern übersichtlich aufgeteilt. Etwa 40 % der Weltproduktion liegen nach Einschätzung von GeoInside bei der australischen Firma Sons of Gwalia. Den restlichen Markt teilen sich nach Informationen von GeoInside zwei brasilianische und eine kanadische Firma, sowie sehr kleine afrikanische Produzenten. Auch auf der Ankaufsseite sind die Terrains längst abgesteckt. Laut GeoInside decken die HC Starck, Teil der Bayer AG, und die US-amerikanische Cabot Corporation 80% des Marktes ab. Sie sind mit Sons of Gwalia über feste Lieferverträge verbunden.
Ein gewisses Maß an Flexibilität, beim Angebot zeigen nach Einschätzung yon Marktkennern die afrikanischen Produzenten: Große, noch weitgehend unerschlossene Vorräte schlummern im Kongo, Zimbabwe und Nigeria. Mit Schaufeln wird dort Tantalit-Erz an der Erdoberfläche abgebaut. Über mehrere Zwischenhändler gelangt das Material nach Europa und Nordamerika. Trotz dieser Flexibilität „erlaubt die mangelnde politische Stabilität der Länder aber keine Organisierte Ausbeute“, sagt Dirk Küster. Die Afrikanische Fördermenge folge somit der Entwicklung der Weltmarktpreise und nicht umgekehrt.
„Die Tantal-Preise sind im vorigen Jahr so stark gestiegen“, meint Bernd Spaniol, Mitarbeiter der Metallgesellschaft WC Haereus „weil die festen Verträge nicht den gesamten Bedarf abgedeckt haben.“ Dies habe zu einer Überhitzung des Marktes geführt, nicht zuletzt wegen der starken Nachfrage nach Handys. Zwischenhändler und Spekulanten hätten die Spirale noch zusätzlich angefacht. Nun aber sei die Handy-Produktion auf zwei Drittel zurückgefahren worden, die Preise entwickelten sich zurück.
Zur Zeit notiert Tantal zwischen 50 und 60 Dollar pro Pfund. In Industriekreisen, so ein australischer Tantal-Experte, gehe man nach der diesjährigen Bereinigung aber immer noch von einem stabilen Nachfragewachstum zwischen acht und zehn Prozent jährlich aus. Es sei nur eine Frage der Zeit, wann die Elektro-Industrie wieder Boden unter den Füßen gewinnen werde. Das Tantalum-Niobium International Study Center prophezeit bis 2003 einen Anstieg der Produktion auf etwa 3 000 Tonnen.
Quelle: HANDELSBLATT, 23.7.2001
Geonet News vom 30.07.2001