Hessen gibt Startschuss für die Sanierung der Tri-Halde in Stadtallendorf
Ab heute rollen die Bagger und die Transportbänder! Die Sanierung der Tri-Halde ist ein wichtiger Beitrag zum Schutz von Mensch und Umwelt, aber auch ein dringend notwendiger Schritt, um langfristig die Wasserversorgung aus dem Raum Stadtallendorf für den mittelhessischen Raum sicher zu stellen.“
Mit diesen Worten hat der Hessische Umweltstaatsekretär Frank Gotthardt heute den Startschuss für den Beginn der Bodensanierungsmaßnahmen auf dem Gelände der so genannten Tri-Halde in Stadtallendorf gegeben. Gotthardt dankte den Bürgern für die gute Kooperation bei diesem umfangreichen Sanierungsvorhaben.
Innerhalb von ca. 18 Monaten werde nun der hochkontaminierte Boden abgetragen und in gasdichten Containern nach Deutzen bei Leipzig zu einer thermischen Bodenbehandlungsanlage transportiert. Danach werde die Baustelle auf das ursprüngliche Geländeniveau zurückgebaut und anschließend wieder aufgeforstet, erläuterte der Staatssekretär. „Abgesehen von der Grundwassernachsorge, die sich etwa bis ins Jahr 2020 erstrecken wird, dürfte das Thema Tri-Halde dann endgültig der Vergangenheit angehören“, unterstrich Gotthardt.
„Die Sanierungskosten belaufen sich auf voraussichtlich rund 43 Mio. ¿. Davon werden im Jahr 2003 rund 13,1 Mio. ¿ bereitgestellt. Dem Land Hessen ist es gelungen, den Bund zu verpflichten, sich mit 20 % (maximal 10 Mio. ¿) an der Sanierung der Halde und der nachlaufenden hydraulischen Sicherung zu beteiligen und zu 100% die Sanierungskosten des so genannten Brandplatzes II an der Warthestraße zu übernehmen“, zeigte sich Gotthardt erfreut.
Zur Erläuterung: In der 240 Meter langen, 55 Meter breiten und bis 9 Meter hohen Tri-Halde liegen seit rund 60 Jahren mit Nitroaromaten belastete Klärschlämme aus der Abwasserreinigung der TNT-Fabrik Allendorf, dem ehemals größten deutschen Sprengstoffwerk des 2. Weltkriegs; und zwar im engeren Bereich der Trinkwassergewinnung und in Nachbarschaft zu Wohngebieten. Die Halde, die 1954 vom Land beim Erwerb des DAG-Geländes (Dynamit-Aktien-Gesellschaft) mitgekauft werden musste, verblieb im Eigentum des Landes. Auf Grund des von ihr ausgehenden Gefährdungspotenzials auf die Wassergewinnung wurde aus gesundheitlicher und wasserwirtschaftlicher Sicht schon 1954 die Forderung gestellt, die Tri-Halde zu beseitigen. Die technischen und wirtschaftlichen Bedingungen zur Umsetzung dieser Forderung waren zunächst nicht gegeben; man beschränkte sich daher auf Sicherungsmaßnahmen. Im Jahre 2000 wurde im Rahmen einer Machbarkeitsstudie nachgewiesen, dass eine Sanierung der Halde technisch machbar, aus rechtlicher Sicht genehmigungsfähig und wirtschaftlich vertretbar sei.
In einer Konditionierungsanlage werden nun rund 44.500 t hochkontaminierter Neutralisationsschlamm, der vorwiegend mit Mono– und Dinitrotoluolen (Vorprodukten des Sprengstoffs Trinitrotoluol) belastet ist, durch Zusatz von Additiven (Steinkohleasche und Zement) transportfähig gemacht. Der verfestigte Schlamm wird in geschlossene, gasdichte Container abgefüllt und zu einer Anlage in Deutzen/Sachsen gebracht. Dort erfolgt eine thermische Behandlung, die die Schadstoffe zerstört, so dass schließlich die aufbereiteten Reststoffe in einem Tagebaurestloch bei Espenhain/Sachsen für Rekultivierungszwecke verwertet werden können. Über die voraussichtliche Betriebszeit von ca. 18 Monaten sollen umfangreiche Vorkehrungen verhindern, dass diffuse Emissionen in die Umwelt gelangen können. Der Aushub findet daher innerhalb einer 248 Meter langen und 65 Meter breiten Halle statt, die mit Unterdruck betrieben und deren Abluft über Filter gereinigt wird. Die breite Zustimmung vor Ort zeige sich auch daran, dass im Verlaufe der öffentlichen Genehmigungsverfahren keinerlei Einwände gegen den Bau und Betrieb der Anlagen erhoben wurden.
(Quelle: Hessisches Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Forsten, 22.01.2003)
Geonet News vom 26.01.2003