Gute Karten für bessere Pläne - Erster GIS-Day in Heidelberg

Ein Geo-Informationssystem speichert geographische Daten, koppelt sie mit anderen Daten und macht das Ergebnis in Form von Karten sichtbar.

Aber wozu braucht man ein GIS? Antworten darauf gab der erste Heidelberger „GIS-Day“, zu dem die Universität, das European Media Laboratory (EML) und das Vermessungsamt der Stadt einluden.

„Mit intelligenten geographischen Informationssystemen lässt sich selbst in der gegenwärtigen Krise Geld verdienen.“ So eröffnete Professor Peter Meusburger (Universität Heidelberg) den GIS-Tag im Hörsaal der Geowissenschaften. „Der jährliche Umsatz beträgt weltweit rund eine Milliarde Euro.“ Die Gründe für den GIS-Boom: Die Systeme unterstützen die Planer und sparen so Kosten und Ärger. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. Rund achtzig Prozent aller Informationen, denen wir im Alltag begegnen, haben mit geographischen Daten zu tun – von der Wettervorhersage bis zum Stadtplan.

Richard Leiner (EML) zeigte, wie man mit einem GIS exakte Hochwasserprognosen erstellen könnte, die dem Anwender nützlichere Informationen vermitteln als der reine Pegelstand. Wie Behörden und Unternehmen europaweit gemeinsam Risikokarten für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln entwickeln, erläuterte Jan Renger van de Veen (BASF).Auf den Karten sind Zonen ausgewiesen, in denen nicht gespritzt werden darf.

Gerade die krisengeschüttelte Telekommunikationsbranche profitiert von GIS und setzt die Systeme zum Beispiel bei der Planung von neuen Telefonleitungen ein. „Wenn die Firma genau weiß, wo sie neue Leitungen braucht, können teure Baggerarbeiten vermieden werden“, berichtete Dr. Peter Ladstätter vom GIS-Weltmarktführer ESRI.

In der Kommune ist der Einsatz von GIS heute unentbehrlich für alle Planungsentscheidungen. „Die Geodaten müssen im Rathaus auf den Tisch kommen“, lautet das Credo von Dieter-Georg Hielscher, Leiter des Heidelberger Vermessungsamts und „Veteran“ in Sachen GIS. Schon 1988 begann das Vermessungsamt, alle städtischen Karten – von Bebauungsplänen bis zu Biotopkarten – zu digitalisieren. Heute versorgt das Heidelberger GIS-System die gesamte Stadtverwaltung mit geographischen Daten und zählt 150 städtische Mitarbeiter als Nutzer. Im Internet präsentiert die Stadt jetzt auch die Planungen zum neuen Stadtteil Bahnstadt (www.heidelberg.de/bahnstadt). Per Mausklick kann man sehen, wo zum Beispiel Straßenbahnhaltestellen oder Grünflächen geplant sind.

GIS-Systeme, die noch mehr Informationen enthalten, entwickelt das European Media Lab. In ihren Forschungsprojekten arbeiten die Wissenschaftler in der Villa Bosch am Prototyp eines touristischen Informationssystems. Es soll dem Touristen auf einem mobilen Taschencomputeranzeigen, wo er sich befindet, wo die nächste Sehenswürdigkeit oder das nächste Restaurant liegen, und ihm eine Route für einen Stadtrundgang vorschlagen. Dr. Alexander Zipf (EML) zeigte in seinem Vortrag eine Reihe solcher ortsbezogener Dienste (location based services), die mit der zukünftigen UMTS-Technologie, aber auch mit lokalen Funknetzen möglich wären. Filme und 3D-Animationenim Foyer ergänzten den Einblick in die GIS-Projekte des EML.

Die Organisatoren zeigten sich mit der Resonanz auf diesen ersten Heidelberger GIS-Day sehr zufrieden. Am Symposium im Hörsaal der Geowissenschaften nahmen insgesamt rund hundert Menschen teil. Das Vermessungsamt meldete volle Kurse bei seinem Tag der Offenen Tür: Mehr als fünfzig Interessierte klickten sich durch das GIS der Heidelberger Stadtverwaltung – darunter drei Schulklassen.

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft – idw – – Pressemitteilung Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, 27.11.2002)

Geonet News vom 02.12.2002