Grundwasserschadstoffe - Wie stark wirkt die Selbstreinigung?

Natural Attenuation“ (Natürliche Schadstoffminderung) - so heißt die neue Sanierungsmethode für verunreinigtes Grundwasser.

Der aus dem Amerikanischen stammende Begriff steht für natürlich ablaufende Prozesse in Boden– und Grundwasser. Diese verringern ohne äußere Eingriffe die Menge, den Giftgehalt, die Verbreitung und die Konzentration von Schadstoffen. Beim „Bochumer Grundwassertag 2005“ am 29. September wurden die Möglichkeiten und Grenzen dieses Ansatzes durch ausgewählte Fallbeispiele vorgestellt.

Natürliche Schadstoffminderung als günstige Alternative

Anfang 2004 waren allein in NRW rund 58.000 potentielle Altlasten wie zum Beispiel Mülldeponien registriert, eine herkömmliche Sanierung würde Milliarden kosten. Solche Altlasten sind eine Gefahr für das Grundwasser und somit auch für das Trinkwasser in Deutschland – sie müssen saniert werden. Die natürliche Schadstoffminderung wird als günstige Alternative erst seit einigen Jahren diskutiert, eine gesetzliche Grundlage wie in den USA gibt es allerdings noch nicht.

Auf der RUB-Tagung beleuchteten zehn Fachleute aus Forschung und Praxis, von Universitäten, Behörden und Ingenieurbüros die neue Methode aus verschiedenen Perspektiven. Sie präsentierten nachgewiesene Erfolge aus der Praxis, äußerten aber auch Kritik.

Vertrauen auf die Selbstreinigungskräfte der Natur

Ein Vorteil von Natural Attenuation ist, dass sie weitgehend auf kostspielige und arbeitsintensive aktive Eingriffe bei der Sanierung verzichtet. Das Selbstreinigungsvermögen kann durch die Zugabe von Sauerstoff oder von zusätzlichen Nährstoffen unterstützt werden. Unter anderem werden organische Schadstoffe biologisch abgebaut. Die Rolle der Geologen und Ingenieure beschränkt sich auf die gezielte Beobachtung der stattfindenden Prozesse, um eine unkontrollierte Ausbreitung der Verschmutzung auszuschließen.

Allerdings ist die sichere Kontrolle nur bei einer geeigneten Anzahl und Anordnung von Beobachtungspunkten gewährleistet. Gerade in Stadtgebieten verhindert aber die angrenzende Bebauung häufig eine ideale Anordnung des Messnetzes. Beispiele für die herkömmliche aktive Sanierung dagegen sind der Bodenaushub oder auch das „Pump-and-treat-Verfahren“, bei dem Grundwasserbrunnen und eine Grundwasserreinigungsanlage installiert werden müssen. Dadurch, dass dabei Wasser aus den Brunnen entnommen wird, fließt das umgebende verunreinigte Grundwasser in Richtung Brunnen nach: eine weitere Ausbreitung wird verhindert.

(Quelle: idw – Ruhr-Universität Bochum, 23.09.2005)

Geonet News vom 04.10.2005