Giftige Abfälle nicht wiederverwerten

Schon seit langem suchen „findige“ Geschäftsleute nach Wegen, die umweltgerechte, aber teure Entsorgung von giftigen Abfällen zu umgehen.

So geschieht es häufig, dass sie die Abfälle behandeln und dann auf dafür ungeeigneten Deponien oder im Landschafts– oder Straßenbau „verwerten“. Doch wie sicher ist diese Methode auf lange Sicht? Welche Risiken bringt sie mit sich?

Mit diesen Fragen beschäftigt sich eine neue Studie des Öko-Instituts. Dabei stellen die Wissenschaftler die Verwertung behandelter Abfälle über Tage dem Versatz unter Tage vergleichend gegenüber. Das wichtigste Ergebnis der Untersuchung: Aus ökologischer Sicht ist es besser, die Abfälle als Versatz in Salzlagerstätten in den Untergrund zu bringen. „Wer behandelte Abfälle als Baustoff auf Hausmülldeponien verwendet oder im Landschafts– und Straßenbau einsetzt, geht aus Umweltsicht ein großes Risiko ein“, warnt Günter Dehoust vom Öko-Institut. „Es besteht die Gefahr, dass langfristig Schadstoffe in den Boden und das Grundwasser eindringen“, sagt er.

Entsorgung gefährlicher mineralischer Abfälle

Die Frage nach einer umweltgerechten Entsorgung gefährlicher mineralischer Abfälle erhält zunehmendes Gewicht, da ab dem Jahr 2005 keine unbehandelten Siedlungsabfälle mehr auf Hausmülldeponien abgelagert werden dürfen. Doch für die Ausgestaltung dieser Deponien sind große Mengen mineralischer Baustoffe erforderlich, die in ausreichender Menge und Qualität den Deponiebetreibern zu teuer sind. Um die Hausmülldeponien zu verfüllen, wird vermehrt auf die nach wie vor sehr umstrittene Alternative zurückgegriffen, gefährliche mineralische Abfälle zu verfestigen und dann auf die Deponien aufzubringen.

Noch bedenklicher ist die „Verwertung“ dieser gefährlichen Abfälle im Landschafts– und Straßenbau. Denn durch die Behandlung und Verfestigung wird nur für einen kaum zu bestimmenden Zeitraum erreicht, dass weniger Schadstoffe aus diesen Abfällen freigesetzt werden. Ein Nachweis über die langfristige Sicherheit kann für diesen „Verwertungsschritt“ derzeit nicht geführt werden.

Anders sieht die Situation aus, wenn Abfälle in Bergwerke im Salzgestein gebracht werden, also in eine mehrere Millionen Jahre alte geologische Formation. Dort muss nach strengen Vorgaben nachgewiesen werden, dass die Abfälle vollständig von der Biosphäre abgeschlossen bleiben.

Weitere Ergebnisse der Studie

Schon durch die Verwertung von verfestigten und teilstabilisierten gefährlichen Abfällen innerhalb der Abdichtungssysteme obertägiger Deponien ist nicht sichergestellt, dass Schadstoffe langfristig unter Verschluss bleiben. Die allgemeine Verwendung beispielsweise im Tiefbau und in der Landschaftsgestaltung weist ein nochmals wesentlich höheres Umweltrisiko auf. Aus Sicht der Experten im Öko-Institut lassen sich nach derzeitigem Kenntnisstand weder mit Verfestigungsverfahren noch mit sonstigen Behandlungsverfahren Schadstoffe langfristig sicher in Abfällen einbinden. Stattdessen müssten die gefährlichen Inhaltsstoffe nachhaltig zerstört oder chemisch in unbedenkliche Stoffe umgewandelt werden.

Die Wissenschafter empfehlen deshalb bei dem problematischen Umgang mit schadstoffbelasteten Abfällen über Tage:

– eine konsequente Umsetzung der Deponieverordnung, die heute schon die Entsorgung gefährlicher Abfälle auf Hausmüll– und Bauschuttdeponien untersagt, auch wenn sie vorher verfestigt wurden sowie

– eine entsprechende Anpassung der Vorgaben, die von der Länderarbeitsgemeinschaft Abfall für die Anforderungen an die stoffliche Verwertung mineralischer Abfälle verabschiedet worden sind.

Diese Problematik wurde auch vom Bundesumweltministerium erkannt. Dort ist eine Verordnung über die Verwertung von Abfällen auf Deponien über Tage in Arbeit.

(Quelle: idw – Öko-Institut, 22.03.2004)

Geonet News vom 30.03.2004