Geologische Expedition untersucht Entstehung von ungwöhnlich hohen Erhebungen im mittelatlatischen Rücken

Ein internationales Wissenschaftlerteam an Bord des Forschungsschiffs Atlantis ist auf einer geologischen Expedition zum mittelatlantischen Rücken unterwegs.

Untersucht werden soll dabei vor allem ein unterseeischer Berg, der die „normale“ Größe der Formationen an diesen geologischen Spreizungszonen deutlich übertrifft. Mit einer Höhe von rund 3.600 Metern ragt er mehr als 1.500 Meter über die anderen, durch die vulkanischen Aktivität entstandenen Gebirgsmassive hinaus. „Diese Forschungsfahrt dient in erster Linie dazu, herauszufinden, wie sich dieser Bergtyp bildet.“, erklärt Donna Blackman, Geophysikerin und Leiterin der von der amerikanischen National Science Foundation geförderten Expedition. „Es scheint Zeitperioden zu geben, in denen sich die Spreizungsprozesse der tektonischen Platten verändern und sich die Beziehung zwischen Verwerfungsentstehung und magmatischer Aktivität verschiebt.“

Erste Studien deuten darauf hin, dass ungewöhnlich hohe Unterwasserberge offenbar bevorzugt an den Kreuzungsstellen zwischen Transformstörungen und mittelatlantischem Rücken entstehen. Der untersuchte Berg liegt in einem solchen Gebiet, auf der Höhe von Nordflorida direkt nordwestlich der Kreuzung zwischen dem mittelatlantischen Rücken und der Atlantis-Transformstörung.

Nach Angaben von Blackmann wurden inzwischen noch ein Dutzend weiterer dieser unterseeischen Gebirgskomplexe identifiziert. Eines der Schlüsseleigenschaften dieser Massive ist neben ihrer Größe auch die ungewöhnlich geringe vulkanische Aktivität.

Darauf aufbauend entwickelte Jeffrey Carson, Strukturgeologe der Duke Universität eine Theorie, nach der durch einen Magmamangel die Spalten in der Kruste nicht wie sonst mit neuer Magma aufgefüllt werden. Als Folge davon könnten Kräfteverschiebungen in der Kruste dazu führen, dass Blöcke der darunterliegenden Krustenschichten aufgestellt und zu den hohen Kegeln dieser Berge aufgetürmt werden.

Nach Ansicht von Deborah Kelley, einer Geochemikerin von der Universität von Washington, könnte jedoch noch ein anderer Prozess zur Entstehung der Gebirgsmassive beigetragen haben:

Wenn durch das Aufstülpen des Mantelmaterials Olivin an die Oberfläche gelangt, könnte eine chemische Reaktion mit dem Meerwasser das chemisch instabile Gestein in Serpentinit umwandeln. „Wenn sich diese Minerale bilden, schwellen sie an und erhöhen das Volumen des Gesteins. Wir glauben, dass ein Teil dieser Expansion auch zur Aufwölbung der unterseeischen Berge beigetragen haben könnte.“

Die Expedition soll nun Mithilfe des Tauchboots Alvin und modernsten technischen Unterwasserwerkzeugen und -instrumenten genaue Messungen in dem normalerweise unzugänglichen Terrain durchführen. Die Fortschritte der Expedition können auch im Internet unter der URL: http://earthguide.ucsd.edu/mar verfolgt werden.

(Quelle: Duke Universität, 30.11.00)

Geonet News vom 01.12.2000