Geogitter schützt Böden vor Erosion

Um Böden an Hängen vor der Erosion zu schützen, haben Forscher der TU Chemnitz ein Spezialseil entwickelt, das Wasser speichern kann und zugleich Pflanzen den nötigen Halt für das Wurzelwachstum gibt.

Diese weltweit einmalige Technologie, mit der aus dicken Geotextilseilen eine Gitterstruktur hergestellt wird, wurde in einem gemeinsamen Forschungsprojekt des Sächsischen Textilforschungsinstituts e. V. (STFI), VTT Vliestextilien Chemnitz und der Lehr– und Forschungsgruppe Textilmaschinen der Technischen Universität entwickelt.

Wie kam es zur Geogitter-Idee? „Mit dem Straßenbau wird der Boden zunehmend versiegelt, Bäume werden abgeholzt und natürliche Wasserspeicher beseitigt. Das Regenwasser kann deshalb nicht versickern und fließt schnell und meistens unkontrolliert ab“, erläutert Dr. Monika Seeger vom STFI die Ausgangssituation. „Wir wollten daher testen, ob Böschungen an Straßen, Schienen oder Ufern ohne dichte Pflanzendecke durch von Erde bedeckte geotextile Gitter vor Wind und Regen besser geschützt werden können.“

Riesenwebstuhl für Riesenfäden

Weil jedoch keine handelsübliche Maschine in der Lage war, die Seile, die bis zu hundertmal dicker sind als herkömmliche Textilfäden, zu Gitterstrukturen zu verbinden, waren die Wissenschaftler der Lehr– und Forschungsgruppe Textilmaschinen der TU Chemnitz gefragt. Die Forscher des STFI und der Chemnitzer Universität entwickelten gemeinsam eine völlig neue Wirkmaschine. Konstruiert hat sie ein Team um die beiden TU-Ingenieure Dr. Hans-Jürgen Bauer und Bernd Anger. „Diese Maschine kann armstarke Schussfäden verarbeiten, die pro Meter etwa ein Kilogramm auf die Wage bringen“, berichtet Bernd Anger. Auch die Kettfäden gleichen eher Seilen als feinen Fäden. Aus all diesen Fäden und Seilen wirkt die Spezialmaschine, die im Sächsischen Textilforschungsinstitut in der Annaberger Straße steht, einen gitterartigen „Schutzteppich“.

Die ersten Geogitter für eine Versuchsböschung an einem 3.000 Quadratmeter großen Lärmschutzwall am Chemnitzer Südring wurden im September 2004 angelegt und entsprechen bisher allen Erwartungen der Forscher. „Nach dem letzten Winter sind an dieser Böschung keine Schäden aufgetreten“, freut sich Bernd Anger. Die Chemnitzer Forscher sind überzeugt, dass ihre Erfindung eine große Zukunft hat. „Uns ist bisher keine so wirksame Möglichkeit bekannt, steile und steinige Böschungen zu begrünen und in der sensiblen Anfangsphase vor Erosion zu schützen“, so Seeger.

Geotextilien zunehmend eingesetzt

Bisher war allenfalls Fachleuten bekannt, dass es so genannte Geotextilien gibt. In der Gruppe der technischen Textilien, die mehr als ein Viertel des gesamten Textilverbrauchs ausmacht, haben Geotextilien derzeit mit über fünf Prozent die höchsten Wachstumsraten. Geotextilien bestehen in der Regel aus Vliesstoffen oder extrem groben Textilstrukturen und werden eingesetzt, um Funktionen wie Trennen, Filtern, Schützen, Dränieren, Speichern oder Bewehren zu erfüllen. Durch die Bewehrung von Böschungen mit den neuartigen supergroben Geogittern aus Chemnitz werden Erosionsschäden vermieden.

Das Sächsische Textilforschungsinstitut, das in Chemnitz seinen Sitz hat, ist auf solche technischen Textilien spezialisiert. Hier wurde vor einigen Jahren auch die „KEMAFIL“-Technologie entwickelt, dank der zentimeterdicke Fäden hergestellt werden können. Dabei werden textile Abfälle wie etwa Vliesstoffstreifen oder Bergwiesenheu verwendet, die zu Seilen zusammengepresst und mit einer Gitterstruktur ummantelt werden. Diese Riesenfäden sind in der Lage, Wasser aufzunehmen und entweder abzuleiten oder zu speichern.

(Quelle: Technische Universität Chemnitz, 21.07.2005)

Geonet News vom 25.07.2005