Flächenverbrauch erhöht Hochwasserrisiko

Der seit Jahren enorme Flächenverbrauch in Deutschland hat dramatische Konsequenzen für den Grundwasserspiegel. Durch die zunehmende Versiegelung gelangt immer weniger Regenwasser in den Boden

und das Hochwasserrisiko steigt. Dies haben Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) in einer Fallstudie über die Landnutzung in Leipzig festgestellt. Nach den Ergebnissen der Forscher verdreifachte sich dort seit 1940 die Menge des abfließenden Wassers nahezu. Beim versickerten Wasser dagegen stellten sie im gleichen Zeitraum eine Abnahme um beinahe ein Fünftel fest.

Die Wissenschaftler berichten über ihren Report, indem sie die Daten über Landnutzung, Klima, Wasserhaushalt, Relief, Vegetation und Boden in Leipzig aus den Jahren 1870, 1940, 1985, 1997 und 2003 auswerteten, in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Landscape and Urban Planning“.

Zu Spitzenzeiten war Leipzig Deutschlands viertgrößte Stadt. Über 700.000 Menschen lebten Anfang der dreißiger Jahre in der Messe– und Industriemetropole. Obwohl die Bevölkerungszahlen seitdem deutlich gesunken sind – inzwischen gibt es dort nur noch rund 500.000 Einwohner – wucherte die Stadt weiter ins Umland. Die bebaute Fläche nahm allein seit der Wende um zehn Quadratkilometer zu.

Für ihre Untersuchung werteten die UFZ-Wissenschaftler historisches und aktuelles Kartenmaterial aus. Diese Daten ergänzten sie mit Satellitenbildern und eigenen Kartierungen. So entstand eine einzigartige Langzeitstudie über die Landnutzung im Stadtgebiet von Leipzig. Dabei zeigte sich, dass Änderungen in der Flächennutzung zwangsläufig auch zu Änderungen im Wasserhaushalt führen. Entsiegelungsmaßnahmen und eine möglichst naturnahe Gestaltung der Bodenoberfläche in städtischen Bereichen können die Situation dagegen erheblich verbessern.

Zwar ist der anhaltende Flächenverbrauch unter Fachleuten und Planern mittlerweile zum Thema geworden. Umweltprobleme wie die Auswirkungen der Flächenversiegelung auf den Wasserhaushalt spielen dabei jedoch nur eine geringe Rolle. Die fachübergreifende Untersuchung dieser Probleme zeigte die Ursachen hierfür auf. Sie liegen vor allem darin, dass es sich bei ihnen um einen schleichenden Prozess handelt, der im Alltag nicht wahrnehmbar ist und dort auch keine unmittelbaren Gefährdungen mit sich bringt. Langfristig können aber Ökosysteme auf diese Weise instabil werden.

Um Ansatzpunkte dafür aufzuzeigen, wie sich schleichende Prozesse wie die Veränderung des Wasserhaushalts in den Griff bekommen lassen, ist daher die interdisziplinäre Zusammenarbeit Sozialwissenschaften, Landschaftsökologie und Hydrologie hilfreich. Sie verknüpft naturwissenschaftliche Forschungsergebnisse mit Erkenntnissen darüber, wie die Gesellschaft auf die untersuchten Phänomene reagiert und welche Instrumente der Einflussnahme zur Verfügung stehen.

Erste praktische Ergebnisse dieser Kooperation gibt es bereits. Die von den UFZ-Wissenschaftlern erarbeiteten Daten werden durch das Amt für Umweltschutz der Stadt Leipzig bei der Erstellung eines neuen Landschaftsplanes genutzt.

Quelle: Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung

Geonet News vom 29.10.2007