Europamarkt für Klärschlammentsorgung
Der Dienstleistungssektor Klärschlammentsorgung tritt in eine kritische Veränderungshase ein, die maßgeblich durch die strengere EU-Gesetze bedingt ist.
Die Anwendung der EU-Richtlinie zur Behandlung kommunaler Abwässer hat das Aufkommen der Klärschlammmengen vergrößert. Die Herausforderung an den Markt zeigt sich in der Bereitstellung spezialisierter hochwertiger Dienstleistungen wie auch in einer umfangreicheren vorgeschalteten Abfallbehandlung – und mehr denn je ist die zuverlässige, sichere und saubere Verwertung des Klärschlammes ein großes Problem in den europäischen Kommunen.
Während der Druck durch die Regulierungsbehörden, durch die Öffentlichkeit und durch Umweltschutzverbände ansteigt, werden die geeigneten Entsorgungsoptionen immer weniger. Die Besteuerung des Deponiewesens und die zunehmenden Restriktionen für Müllentsorgung auf Deponien begünstigen die Verlagerung von der Mülldeponieentsorgung hin zu thermischer Verwertung. Eine neue Analyse der Unternehmensberatung Frost & Sullivan schätzt das europäische Marktvolumen für Klärschlammentsorgung auf 2,9 Milliarden Dollar (2002). Die angesprochenen Entwicklungen werden dafür sorgen, dass der Gesamtumsatz im Jahr 2009 ungefähr 3,5 Milliarden Dollar betragen soll, wobei stabile Preise und das stetig wachsende Klärschlammaufkommen diesen lukrativen Geschäftsbereich erweitern.
Saana Karki von Frost & Sullivan, berichtet: „Klärschlammentsorgung auf Deponien wird zunehmend kritischer beäugt. Während die landwirtschaftliche Verwendung kritisiert wird, ist die Kompostierung nur begrenzt möglich und die Verbrennungsmethode durch die Umweltschutzkontrollen und das NIMBY-Phänomen erfährt starken Widerstand. So werden die aktiven Marktteilnehmer gezwungen, ihre Strategien zur Klärschlammentsorgung kontinuierlich zu überdenken und umzugestalten.“ Zusätzlich werden Kapazitätsausfälle bei alternativen Entsorgungsmodellen auf den Regionalmärkten und die bindende Regelung gemäß der Abfall-Hierarchieprinzipien den gewünschten Richtungswechsel von der Deponielösung zu den Alternativen erschweren. Die Kommunen wollen zwar gerne große und teure thermische Verwertungsanlagen bauen, sind aber mit finanziellen und gesetzlichen Hindernissen konfrontiert. Das Planungsloch zwischen Eindämmung des Landschaftsverbrauchs und fehlenden Kapazitäten führte zu Terminproblemen und ist ein großes Hemmnis auf dem Weg zu mehr Wachstum, so die Studie.
Karki fährt fort: „Trotz der aktiven Steuerungsmaßnahmen vieler europäischer Regierungen um Mülldeponien zu reduzieren, bleiben Deponien für die Klärschlammentsorgung eine wichtige Lagerstätte. Die geringen Betriebskosten waren in der Vergangenheit das schlagende Argument für Deponierung. Aber auch trotz fehlender langfristiger Perspektiven wird die Deponielösung eine feste Größe auf dem Entsorgungsmarkt bleiben.“ Zwangssteuern, vielfältiger werdende Alternativen und steigende Preise sollen aber zu mehr thermischen Entsorgungslösungen führen. Aufgrund der restriktiven Landschaftsverbrauchsregelung sind vor allem im viel versprechenden Verbrennungssektor Umsatz wie Profitmargen angestiegen. Kraftwerke, die Energie durch thermische Klärschlammverwertung produzieren, lassen zusätzliche Umsatzströme auf dem Abfallmarkt entstehen. Bis zum Ende dieser Dekade wird die vollständige Verbrennung von Klärschlamm beinahe ein Viertel aller Umsätze ausmachen. Outsourcing als Trend und die steigende Nachfrage nach hochwertigen thermischen Verwertungslösungen sorgen für einen zusätzlichen Wachstumsimpuls. Begleitend unterstützen fiskale Steuerungsinstrumente die Wende von der billigen Mülldeponierung zu alternativen Entsorgungslösungen und werden den Europamarkt für Klärschlammentsorgung beleben.
Trotz anhaltender Kritik behält die landwirtschaftliche Wiederverwertung auch in den kommenden Jahren die Oberhand als wichtigster Entsorgungsweg.
(Quelle: Frost & Sullivan, 24.03.2003)
Geonet News vom 28.03.2003