Erzeugung von Kraftstoff aus Klärschlamm und Biomasse

Mit einem neuartigen Reaktortyp sollen in Zukunft Klärschlamm und Biomasse in Synthesegas umwandelt werden. In Niedersachsen ist dazu jetzt ein neues Pilotprojekt gestartet worden.

Aus Klärschlamm, Altholz, Bioabfällen oder auch aus speziell angebauten schnell wachsenden Pflanzen sollen hochwertige Kraftstoffe werden, Kraftstoffe mit deutlich reduzierten Schadstoffemissionen – insbesondere weitgehend frei von Partikeln,“ so der niedersächsische Umweltminister Wolfgang Jüttner am Mittwoch in Hannover. „Zur Erzeugung dieser synthetischen Kraftstoffe aus Biomasse fördert die Landesregierung ein Pilotprojekt des CUTEC-Institutes Clausthal-Zellerfeld mit einer Million Euro.“ Ergebnisse des Pilotprojektes werden in etwa zwei Jahren erwartet.

Bei dieser neuen Technologie kann – anders als bei Rapsöl und Bio-Äthanol – die gesamte Pflanze oder Biomasse genutzt werden. Der synthetische Kraftstoff soll auf spezielle Bedürfnisse zukünftiger Motorentechnik designt werden, die Automobilindustrie spricht daher von „Designerkraftstoff“.

„Für den Verkehrssektor wird dieses Pilotprojekt wegweisend sein – sowohl für den Klimaschutz als auch auf Grund der begrenzten Ressourcen von Erdöl und Erdgas“, betonte Jüttner. Auch die Automobilindustrie setzte hohe Erwartungen in die Ergebnisse. Und mit der entsprechenden Rohstofferzeugung würden neue Arbeitsplätze geschaffen, die Technologie biete außerdem erhebliche Exportchancen. „Ich rechne damit, dass spätestens ab 2010 diese synthetischen Kraftstoffe an den Tankstellen angeboten werden.“ Langfristig habe Deutschland das Potential, damit einen großen Teil des eigenen Kraftstoffbedarfs zu decken.

Die CUTEC verfügt bereits über umfangreiche Versuchseinrichtungen für thermische Prozesse. Im Anschluss an das Pilotprojekt kann die neue Technologie in einem zweiten Schritt dann durch eine große Demonstrationsanlage in der Praxis erprobt werden: Die Erzeugung von Synthesegas aus Biomasse mit anschließender Verflüssigung nach dem so genannten ‚Fischer-Tropsch-Verfahren‘ und der weiteren Aufbereitung im Raffinerieprozess erscheint als der Erfolg versprechendste Weg der Biomassekonvertierung. Begleitet wird das Pilotprojekt durch einen sachverständigen Beirataus Vertretern der zuständigen Ministerien, der Wissenschaft, der Industrie und der Rohstofferzeuger.

Biokraftstoffe sind in Deutschland bis 2008 steuerfrei. Mit den EU-Richtlinienentwürfen zur Förderung von Biokraftstoffen sind die Mitgliedstaaten aufgefordert, bis 2005 den Einsatz von Biokraftstoffen bis zu einem Marktanteil von zwei Prozent zu steigern und bis 2010 auf 5,75 Prozent zu erhöhen. Neben den bekannten Technologien zur Nutzung von Pflanzenölen in Motoren, Rapsölmethylester, Zumischung von Bio-Äthanol und -Methanol zu Kraftstoffen bietet synthetischer Kraftstoff aus Biomasse besondere Vorteile bei der Energieausnutzung und Reduzierung von Emissionen.

(Quelle: Niedersächsisches Umweltministerium, 08.01.2003)

Geonet News vom 10.01.2003