Ein Schlüssel für saubere Gewässer
Ein neues europaweites Forschungsvorhaben zur Umsetzung der EU-Wasserrichtlinie analysiert und bewertet jetzt die chemische Belastung von Flussökosystemen.
MODELKEY untersucht drei Modellflüsse von der Quelle bis zum Meer: die Elbe (Tschechien/Deutschland), die Schelde (Belgien/Niederlande), und der Llobregat (Spanien). Diese drei Flüsse befinden sich in verschiedenen Klimaregionen und sind alle industriell belastet. Die dort gewonnenen Erkenntnisse sollen später auf alle Mitgliedsstaaten der EU übertragen werden. Der Name des Projektes MODELKEY steht für Modell zur Bewertung und Vorhersage der Wirkungen von Umweltschlüsselschadstoffen auf Süßwasser– und Meeresökosysteme sowie auf die Artenvielfalt.
Die EU hat zwar eine Prioritätenliste von 30 chemischen Stoffen erstellt, die bereits jetzt überwacht werden. Doch die Wissenschaftler sehen noch großen Forschungsbedarf. „Wenn wir bedenken, dass es hunderttausende verschiedener chemischer Verbindungen in der Umwelt gibt, dann wird klar: Das bisherige Raster ist einfach zu groß“, erläutert Werner Brack vom Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle (UFZ). „Wir versuchen deshalb biologische und chemische Verfahren sowie verschiedene Modellansätze so zu kombinieren, dass wir das Spektrum an möglichen Problemen Schritt für Schritt einengen, um dann schließlich jene Verbindungen zu identifizieren, die tatsächlich für schädliche Wirkungen verantwortlich sind.“ Dabei wird das komplette Ökosystem betrachtet: Haben individuelle Veränderungen von Flusslebewesen auch Auswirkungen auf die gesamte Lebensgemeinschaft?
Die EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) verpflichtet alle Staaten, bis 2015 dafür zu sorgen, dass sich deren Gewässer in einem guten chemischen und ökologischen Zustand befinden. Ziel der Richtlinie ist es, gemeinsame Standards für den Gewässer– und Grundwasserschutz zu schaffen. Dadurch sollen Verschmutzungen eingedämmt und der Zustand dieser Ökosysteme verbessert werden, um die Wasserressourcen langfristig zu schützen.
Die Wasserrahmenrichtlinie sieht eine Abstufung der ökologischen Gewässerqualität in fünf Güteklassen von einem schlechten bis zu einem sehr guten Zustand vor. Bis 2015 sollen alle Gewässer mindestens die Güteklasse II (guter Status) erreichen. Besonders in vielen Industrieregionen Europas ist ein guter ökologischer Zustand noch nicht gesichert. Während die chemischen Parameter in Deutschland bereits weitgehend erfüllt werden, sieht das Umweltbundesamt bei den biologischen Parametern große Defizite. Das europäische Projekt MODELKEY soll jetzt die Ursachen für diese Probleme finden und Lösungen entwickeln.
Zwei Jahre hat allein die Vorbereitung des Großprojektes gebraucht. Partner mussten gefunden und eine Struktur entworfen werden. „Wir müssen in allen Bereichen neue innovative Techniken entwickeln“, umschreibt Brack die künftige Arbeit. „Die Herausforderung besteht gerade darin, verschiedene wissenschaftliche Ansätze zu kombinieren“.
Das internationale Wissenschaftlerteam will aber nicht nur diese Schlüsselschadstoffe finden und ihre Wirkungen erklären. Auch die großen Datenmengen aus den Gewässerkontrollprogrammen der EU-Mitgliedsländer sollen nutzbar gemacht werden. „Im Moment liegen die Daten in verschiedenen Datenbanken in verschiedenen Formaten vor und sind so nur ganz schwer anzuzapfen. Deshalb wollen wir eine zentrale Datenbank erstellen – in enger Zusammenarbeit mit den Behörden, die schon jetzt Daten erheben und die dann später auch die EU-Wasserrahmenrichtlinie umsetzen müssen.“
Am Ende sollen Computermodelle stehen, die den Gewässerbehörden in der ganzen EU Unterstützung bieten, wenn Entscheidungen anstehen, welche Gebiete saniert werden sollen und wie das am effektivsten geschehen kann. Denn eines ist klar: Mit der EU-Wasserrahmenrichtlinie kommt auf die einzelnen Mitgliedsländer viel Arbeit zu.
(Quelle: Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle (UFZ), 25.02.2005)
Geonet News vom 09.03.2005