Deutsches Know-how schützt Grundwasser in China
Die Hochschule Karlsruhe beteiligt sich federführend an einem Kooperationsprogramm zur Trinkwasseraufbereitung und Reinigung industriellen Abwassers in Bangladesch und China.
Das Projekt „Technology partnership for innovative treatment of drinking and industrial water (INNOWA)“ wird von der EU über das Asia Pro Eco-Programm für zwei Jahre mit 400.000 Euro gefördert.
Arsen im Grundwasser
„Eine umfangreiche und verantwortungsvolle Aufgabe“, so Prof. Dr. Karl-Heinz Meisel, Rektor der Hochschule Karlsruhe, „denn die Probleme in der Wasserversorgung und Behandlung von Industrieabwasser sind in Bangladesch und China teilweise gravierend.“ In Bangladesch ist das Trinkwasser seit längerem arsenkontaminiert. Arsen ist eine sehr giftige Substanz, die in Bangladesch und vielen anderen asiatischen Ländern aus dem natürlichen Sedimentengestein ausgewaschen wird. Dadurch werden Grundwasser und Brunnen verseucht. Bei der Bevölkerung führt dies zu chronischen Krankheiten wie beispielsweise Blasen-, Nieren-, Lungen– und Hautkrebs, Störungen des Herz-Kreislauf-Systems oder Veränderungen der Haut.
„Das Land ist damit“, so Professor Jan Hoinkis, einer der beiden Projektleiter an der Hochschule Karlsruhe, „mit einer der größten Massenvergiftungen der Menschheit konfrontiert, denn rund ein Drittel der Bevölkerung ist arsenverseuchtem Trinkwasser ausgesetzt.“ Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt für Trinkwasser eine maximal zulässige Konzentration von 10 µg/l Arsen, das Brunnenwasser in Bangladesch enthält bis zu 1000 µg/l. China wie auch Bangladesch verfügen heute über eine florierende Textilindustrie. Große Probleme bereitet hier das anfallende industrielle Abwasser und in direkter Folge die Bereitstellung von sauberem Trinkwasser für die Bevölkerung. Allein in der Region um die chinesische Stadt Changzhou, ungefähr 150 Kilometer nordwestlich von Shanghai, sind mehr als 1.500 Textilfabriken ansässig.
Membrantechnologie soll Trinkwasser schützen
Innerhalb des Projekts INNOWA sollen nun nachhaltige und marktbezogene Lösungen in der Trinkwasser– und Abwasserbehandlung entwickelt werden, insbesondere unter Einsatz innovativer Membranfiltrationstechnik. Das sind Trennverfahren, bei denen das zu filternde Medium unter erhöhtem Druck quer zu einer halbdurchlässigen Membran geleitet wird, wodurch nur kleine Partikel die Membran passieren können, größere hingegen zurückgehalten werden. Solche Membranen werden schon in der Wasseraufbereitung eingesetzt, so dass eine breite Palette an unterschiedlichen Membranmaterialien zur Verfügung steht, mit denen sich nicht nur feinste Partikel, sondern auch gelöste organische Stoffe und Salze über eine so genannte Umkehrosmose filtern lassen. Zur Gewinnung von Trinkwasser wird dieses Verfahren bereits in der Meerwasserentsalzung eingesetzt.
Erste Aktivitäten innerhalb des INNOWA-Projekts sind bereits angelaufen. Neben einem ersten Projekttreffen der Partnerorganisationen konnte Anfang Juni 2005 ein Trainingskurs und das Seminar „Wasseraufbereitung mittels Membrantrenntechnik“ an der Jiangsu Polytechnic University in Changzhou durchgeführt werden. „Dieses Projekt ist ein gutes Beispiel dafür“, so Rektor Prof. Dr. Karl-Heinz Meisel, „wie über eine internationale Kooperation von wissenschaftlichen Einrichtungen modernste Technologien in der Praxis dazu eingesetzt werden können, umweltbezogene Probleme deutlich zu reduzieren und die Lebensqualität der betroffenen Bevölkerung wesentlich zu erhöhen.“
(Quelle: idw – Fachhochschule Karlsruhe, 19.07.2005)
Geonet News vom 25.07.2005