Brandfahndung per Radarsatellit - Holzeinschlag erhöht die Feuergefahr im Regenwald

Das Ergebnis ihrer Untersuchungen ist für die Wissenschaftler alarmierend: Je mehr Bäume in Tropischen Regenwäldern abgeholzt werden, desto größer ist die Gefahr von Waldbränden und den damit verbundenen katastrophalen Schäden für die Umwelt.

Die bislang weltweit größten Waldbrände auf Borneo 1997/1998, die mit einer starken Dürre einhergingen, haben dies deutlich belegt.

Das ist das Fazit eines Forschungsprojekts, über das Wissenschaftler der Ludwig-Maximilians-Universität München in der Zeitschrift Nature (Volume 414, 437-440) berichten, gemeinsam mit Autoren der Firmen Remote Sensing Solutions GmbH (RSS, München), ZEBRIS GIS und Consulting (München) sowie der von der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) getragenen Projekte „Integrated Forest Fire Management“ (IFFM) und „Sustainable Forest Management Project“ (SFMP) in Samarinda, Indonesien.

Die Waldbrände auf Borneo hatten seinerzeit weit größere Gebiete tropischen Regenwalds verwüstet als zuvor geschätzt. Die detaillierte satellitengestützte Analyse der Schäden in Indonesien, dem Land mit der größten verbleibenden Regenwaldfläche in Südost-Asien, zeigt, dass allein in der Provinz Ostkalimantan 5,2 Millionen Hektar Land, einschließlich 2,6 Millionen Hektar Wald gebrannt haben. Das berge ernsthafte Probleme für die Zukunft, erklärt Privatdozent Dr. Florian Siegert vom Department II der Fakultät für Biologie an der LMU. Schuld an den Schäden sei vor allem die holzwirtschaftliche Übernutzung der Wälder, da ungestörte Regenwälder auch nach Monaten Trockenheit kaum brennen, wie in der Studie gezeigt werden konnte. Sollten die derzeitigen Landnutzungspraktiken unverändert fortbestehen, sei vorherzusehen, dass Feuer während künftiger Trockenperioden die ökologisch wie ökonomisch wertvollen Wälder Borneos innerhalb weniger Jahre restlos zerstörten.

Die Forschungsarbeiten

Bei dem Forschungsprojekt wurde modernste Fernerkundungs– und GIS-Technologie (GIS = Geographische Informationssysteme) eingesetzt, um die Feuerschäden in den tropischen Regenwäldern Borneos zu kartieren und den ökologischen Schaden abzuschätzen. Aufgrund der großen Fläche war es notwendig, eine große Zahl von Satellitenbildern auszuwerten und mit Daten von Feldstudien und offiziellen Landnutzungsdaten zu vergleichen.

Zum ersten Mal wurden Daten des europäischen ERS-2 Radarsatelliten erfolgreich zur Identifikation von Feuerschäden in einem sehr großen Gebiet in einem tropischen Regenwaldgebiet eingesetzt. Radarsatelliten wie der europäische ERS-2 Satellit (und ab März 2002 ENVISAT) senden aktiv Strahlung auf die Erdoberfläche und empfangen das reflektierte Signal. Diese neue Technologie, die im Rahmen dieser Forschungsarbeiten entwickelt und kalibriert wurde, erlaubt die Erfassung von Feuerschäden auch dann, wenn konventionelle Satelliten durch starke Rauchentwicklung und Wolkenbedeckung keine Bilder liefern. Damit steht ein neues, wirkungsvolles Instrument zur Erdbeobachtung und Analyse großräumiger, ökologischer Veränderungen zur Verfügung.

(Quelle: Ludwig-Maximilians-Universität München, 10.01.2002)

Geonet News vom 11.01.2002