Besser in die Tiefe - Neue Bohranlage speziell für Forschungsbohrungen

Tiefbohrungen sind der Schlüssel zu vielen neuen geowissenschaftlichen Erkenntnissen. Doch die existierenden Bohrverfahren bieten den Wissenschaftlern nur selten die Möglichkeiten, die sie für ihre Forschung brauchen.

Ein völlig neues Bohranlagenkonzept, entwickelt vom GeoForschungsZentrum Potsdam (GFZ) und der Firma Herrenknecht soll dem nun abhelfen.

Die im GFZ Potsdam gesammelten Erfahrungen mit Forschungsbohrungen weltweit haben gezeigt, dass es auf dem Markt keine Bohranlagen gibt, die über alle technischen Ausrüstungen verfügen, um die unterschiedlichen Anforderungen geowissenschaftlicher und geotechnischer Projekte zu erfüllen. Häufig sind die verwendeten Bohranlagen modifizierte Geräte aus der konventionellen Bohrindustrie.

Die jetzt geplante Anlage wird es dagegen ermöglichen, geowissenschaftliche und geotechnische Projekte, die den Einsatz von Bohrungen bis zu 5.000 Metern erfordern, kostengünstig zu realisieren. Modular aufgebaut, soll sie daher mobil sein, den unterschiedlichsten Anforderungen bei Forschungsbohrungen und industriellen Anwendungen genügen, kostengünstiger als herkömmliche Anlagen arbeiten und gleichzeitig hohe Sicherheits– und Umweltstandards erfüllen.

Mögliche Einsatzgebiete sind die Weiterentwicklung und Anwendung neuer Bohrtechnologien für wissenschaftliche Forschungsbohrungen sowie die Entwicklung neuer Technologien zur Untergrundspeicherung von Kohlendioxid und zur Gewinnung geothermischer Energie.

Einblick in das „System Erde“

Forschungsbohrungen sind ein unverzichtbares Instrument der modernen Geowissenschaften. Sie stellen ein „Fenster“ in den unmittelbaren Untergrund unseres Lebensraums dar und sind die einzige Möglichkeit, Direktinformationen über die Eigenschaften und Zustandsbedingungen der oberen Erdkruste sowie die dort ablaufenden Prozesse zu erhalten. Mit ihrer Hilfe können die Geoforscher ihre indirekten Verfahren der geophysikalischen Tiefensondierung kalibrieren und bestehende Hypothesen und Modellvorstellungen überprüfen. Zudem dienen sie als „Tiefenlabor“ in dem geologische Experimente und Tests druchgeführt werden sowie als „Tiefenobservatorium“ für Langzeitbeobachtungen von Vorgängen im Untergrund.

Die durch Bohrungen zu gewinnenden Informationen sind essentiell für das Verständnis der im „System Erde“ ablaufenden Prozesse und von hoher Anwendungsrelevanz bei der Lösung einer Reihe von drängenden sozioökonomischen Fragestellungen wie zum Beispiel der Sicherstellung zukünftiger Wasser– und Energieversorgung, Exploration von Rohstoffen und der Nutzung des unterirdischen Raums.

Entwicklung und Betrieb durch Joint Venture

An der Gesamtentwicklung beteiligt sich auch das Bundesumweltministerium im Rahmen des Energieforschungsprogramms der Bundesregierung, wobei der Förderschwerpunkt hier vor allem auf der Gewährleistung einer späteren umweltverträglichen Betriebsführung liegt. Zur Realisierung der Anlage haben die Herrenknecht Vertical GmbH und die H. Anger’s Söhne Bohr– und Brunnenbaugesellschaft mbH ein „Joint Venture“ mit dem Namen GeoForschungsBohrGesellschaft mbH (GFBG) gegründet.

In Zusammenarbeit mit der GFBG soll danach ab Dezember 2005 nach Vorgaben des GFZ Potsdam ein Bohranlagenkonzept entwickelt werden, das die Anforderungen für wissenschaftliche Bohrungen, insbesondere auch Geothermiebohrungen erfüllen kann. Nach Abschluss der FuE-Phase soll ab April 2006 die Anlage gebaut und Ende 2006 geliefert werden. Der langfristige Betrieb der Anlage – für mindestens 15 Jahre – soll dann ab 2007 durch die GFBG erfolgen.

(Quelle: GeoForschungsZentrum Potsdam (GFZ), 02.12.2005)

Geonet News vom 06.12.2005