Auenböden der Elbe stark mit Schwermetallen belastet

Nach dem Extremhochwasser an der Elbe im Jahr 2002 war eine der Folgen überall in den Auen zu sehen: Auf der Vegetation hatte sich eine wenige Millimeter bis mehrere Zentimeter mächtige Schlammschicht abgelagert.

Da es im Zuge des Hochwassers zu Havariefällen an Industrieanlagen, Kläranlagen aber auch Privathaushalten gekommen war, lag die Vermutung nahe, dass der abgelagerte Schlamm mit Schadstoffen belastet sein konnte. Nur: Wie stark war die Belastung? Nicht so schlimm wie befürchtet, lautet die eine Antwort. Zugleich aber machte die Flut deutlich, dass die Ablagerungen in den Elbauen grundsätzlich ein Risiko darstellen. Und zwar schon seit langem.

Wer nach der Belastung der Elbauen fragt, muss als erstes bedenken, dass die Auenböden das Produkt vieler tausend Hochwässer seit der letzten Eiszeit vor 10.000 Jahren sind. Bei jedem Ereignis ist es zu einer Ablagerung von Schwebstoffen in die Aue gekommen.

Seit Beginn der Industrialisierung verursacht der Mensch eine wesentlich verstärkte Anreicherung von potenziellen Schadstoffen in der Elbe und ihren Nebenflüssen. Zu den elbetypischen Stoffen gehören organische Verbindungen wie zum Beispiel Dioxine und chlorierte Kohlenwasserstoffe ebenso wie anorganische Stoffe. Diesbezüglich sind die Schwermetalle Quecksilber und Cadmium sowie das Halbmetall Arsen in der Elbe von besonderer Bedeutung.

Da sich die meisten Schwermetalle in der Natur nicht abbauen oder verflüchtigen, bedeutet dies, dass sie sich im Laufe der Zeit anhäufen. Die Auenböden stellen aus wissenschaftlicher Sicht somit eine „Stoffsenke“ innerhalb des Ökosystems Elbe dar. Die räumliche Verteilung der Schwermetallgehalte in der Aue variiert jedoch erheblich. Abflusslose Senken sind in der Regel die Orte, an denen es zu den höchsten Anreicherungen kommt.

Zur Beurteilung der Schwermetallgehalte in den Auenböden ist die Bundes-Bodenschutz– und Altlastenverordnung heranzuziehen. Es zeigt sich, dass zumindest im Bereich der Mittelelbe unterhalb der Einmündungen von Mulde und Saale in die Elbe das Element Quecksilber das Hauptproblem bildet. An zahlreichen Stellen liegen die Elementgehalte oberhalb des „Maßnahmenwertes“ für den Schadstoffübergang Boden-Nutzpflanze auf Grünland. Aber auch bei Arsen kommt es mancherorts zu einer Überschreitung dieses Wertes. Dies bedeutet, dass an den betroffenen Stellen von einer schädlichen Bodenveränderung auszugehen ist und dass Maßnahmen dagegen ergriffen werden müssen.

Der bloße Schwermetallgehalt im Boden besagt jedoch nur wenig über den tatsächlichen Transfer in die Pflanze und damit verbunden gegebenenfalls die Aufnahme in die Nahrungskette. Hierfür sind vielmehr der Säuregrad des Boden und der Sauerstoffgehalt maßgebliche Einflussgrößen. Unter den vorherrschenden Bedingungen innerhalb des betrachteten Flussabschnittes kommt es stellenweise bei Cadmium zu einer derart hohen Aufnahme in die Pflanzen, dass der Höchstwert der Futtermittelverordnung überschritten wird. Darüber hinaus wurde während des Augusthochwassers festgestellt, dass es aufgrund der partikulären Anhaftungen an den Pflanzen zusätzlich zu einer Überschreitung des zulässigen Höchstwerte der Futtermittelverordnung von Arsen und Quecksilber gekommen ist. Die Folge war und ist, dass das betroffene Mähgut nicht an Tiere verfüttert werden darf.

Die Schwermetalle werden größtenteils vor Ort verbleiben. Da die Gefahr besteht, dass es zu einer Aufnahme in die Nahrungskette kommt, muss in den besonders betroffenen Arealen über eine Nutzungsänderung nachgedacht werden.

Grundsätzlich sollte bei der Beurteilung der Schadstoffeinträge in die Aue jedoch auch bedacht werden, dass, gäbe es diesen Pfad nicht, ein Großteil dieser Schadstoffe im hoch sensiblen Ökosystem Wattenmeer landen würden. Dies kann nicht gewollt sein. Auf jeden Fall ist der zukünftige Schadstoffeintrag in die Elbe weiter deutlich zu reduzieren.

(Quelle: idw, Forschungsverbund Berlin, 06.08.2003)

Geonet News vom 11.08.2003