Alte Industriebrachen neu nutzen
Alte Industriebrachen sind ein Problem. In Zeiten von Strukturwandel und wirtschaftlicher Stagnation schließen immer mehr Betriebe - zurück bleiben ungenutzt Flächen.
Betroffen davon sind die meisten Staaten der Europäischen Union (EU), auch die Beitrittsländer der EU. In Politik und Verwaltung sind Konzepte zu entwickeln, um solche Industriebrachen wieder nutzen zu können. Welche Möglichkeiten es dafür gibt, diskutierten im Juli diesen Jahres Verwaltungsfachleute aus 13 europäischen Staaten auf einer internationalen Konferenz in Prag. Die Fachleute gehören zu dem von der EU geförderten Experten-Netzwerk CABERNET (Concerted Action on Brownfield and Economic Regeneration Network).
Bis Dezember 2003 wollen die Experten erste Ideen für Regulierungs– und Deregulierungsansätze zur Revitalisierung von Industrie– und Gewerbebrachen unterbreiten und neue Lösungsansätze für europäische Städte vorschlagen. Denn trotz großer Anstrengungen in den vergangenen Jahrzehnten bereiten diese Flächen den Kommunen immer noch erhebliche Probleme. Die Aufwendungen für die Eingliederung der Industriebrachen in das städtische Umfeld und die Anwerbung von Investoren zur Folgenutzung sind erheblich. Oft sind der Abriss alter Gebäude, die Aufbereitung der Flächen und die Sanierung der vorhandenen Infrastruktur den Investoren zu teuer. Sie bauen lieber auf der „Grünen Wiese“. Die Folgen sind: Zersiedelung der Landschaft und Störung des Landschaftsbildes, während die Gebiete um die Brachen herum gleichzeitig sozial und wirtschaftlich verkommen.
Mit den von CABERNET entwickelten ersten Konzepte soll es den Städten zukünftig möglich sein, Flächenrecycling in sozial, wirtschaftlich und ökologisch verträglicher Weise voranzutreiben. Zunächst ist festzustellen, wie Projekte zum Flächenrecycling beschleunigt werden können. Welche Verwaltungsprozesse sind dafür nötig? Die ersten Vorschläge gehen über Regelungen für Kommunalverwaltungen hinaus. Sie erstrecken sich über alle Bereiche bis hin zur Länder– und zur Europäischen Regelungsebene. Denn: Die Revitalisierung der Brachflächen muss in den Gesetzen stärker betont, gezielter integriert und spezifischer geregelt werden.
Gerade die aktuelle Diskussion zu EU-Richtlinien in den Bereichen Planung und Bodenschutz macht Maßnahmen erforderlich, um diese Prozesse im Sinne einer nachhaltigen – also dauerhaft umweltgerechten – Entwicklung zielgerichteter zu steuern. Der Arbeitsschwerpunkt der Experten-Gruppe besteht deshalb darin, die gegenwärtige Praxis zum Recycling der Industriebrachen in der EU zu analysieren. Bis Anfang Dezember 2003 werden dann erste Empfehlungen zu Planung, Recht und Regulierung sowie finanztechnischen Aspekten erarbeitet. Diese sollen dann bei einem zweiten Plenum in Erfurt erörtert werden.
Diskussionsschwerpunkte sind dann:
– Strategisches Flächenmanagement auf kommunaler und regionaler Ebene;
– Zielfestlegungen und Vorschläge für die Verminderung von Brachflächen;
– Deregulierungsbedarf zur Beschleunigung von Genehmigungsverfahren;
– Handlungsbedarf auf europäischer Ebene, Modifikation bestehender Politikfelder;
– Instrumente zur effizienten Durchführung des Brachflächenrecyclings in der Praxis.
(Quelle: Umweltbundesamt, 01.08.2003)
Geonet News vom 05.08.2003