Abfallwirtschaft und demografischer Wandel
Das Umweltbundesamt ist im wissenschaftlichen Austausch der Frage nachgegangen, inwieweit sich Änderungen in der Bevölkerungsstruktur auf die Abfallwirtschaft und den Baubestand auswirken.
Besteht dringender Handlungsbedarf? Was sind notwendige Forschungsthemen? Und kann die Abfallwirtschaft oder Ressourcenwirtschaft die mit dem demografischen Wandel verbundenen Effekte positiv nutzen?
Die Kostentreiber der Abfallwirtschaft sind zwar bekannt, es fehlt aber sowohl an Modellen, als auch an Wissen über geeignete Koeffizienten, um sichere Prognosen für die – demografisch geänderte – Zukunft der Abfallwirtschaft erstellen zu können. Dr. Jochen Hoffmeister (Prognos AG Düsseldorf) stellte erste Korrelationen zwischen verschiedenen Einflussfaktoren im Spannungsfeld Abfallwirtschaft und demografischem Wandel dar. Zukünftig werden insbesondere regional differenzierte Prognosen der Abfallmengen und Wertstoffgehalte immer wichtiger.
Es ist somit eine öffentliche Aufgabe, den Informationsstand zu den ökologischen Auswirkungen des demografischen Wandels zu erheben. Dieser bildet für Unternehmen die Grundlage, um einen strategischen Controllingprozess zu etablieren. Prof. Dr. Heinz-Georg Baum (Hochschule Fulda) fordert gesicherte Prognosemodelle, um auch eine höhere Planungssicherheit für Anlagenbetreiber und letztendlich stabile Abfallbehandlungspreise für die Verbraucher zu erwirken.
Unter welchen Konditionen die Abfallentsorgung in (Teil-)entsiedelten Regionen aufrechterhalten werden kann und wie sich dies auf die Abfallgebühren auswirkt fragte Henrik Hauser (IML Fraunhofer, Dortmund). Bei der Diskussion um mögliche Systemänderungen in der Abfallwirtschaft, dürfen Diskussionen um die Entsorgungssicherheit nicht außen vor bleiben – und eng damit verbunden auch die Frage, ob sich der demografische Wandel auf Privatisierung/Kommunalisierung auswirkt.
Der Baubestand stellt aktuell ein großes Ressourcenpotenzial dar, das bisher zu wenig genutzt wird. Vermehrter Gebäudeleerstand verlangt nach Nutzungskonzepten. Prof. Dr. Helmut Rechberger (TU Wien) verdeutlichte am Beispiel des anthropogenen Lagers der Stadt Wien die Relevanz dieser Ressourcenquelle. Um sie adäquat zu nutzen, ist ein breites Wissen über die materielle Zusammensetzung von Gebäuden wichtig. Zukünftig kann dies zum Beispiel durch die Entwicklung eines materialbezogenen Gebäudepasses unterstützt werden.
Um den Stand der Technik beim Rückbau von Gebäuden und der Aufbereitung zu hochwertigen Sekundärbaumaterialien drehte sich der Abschlussvortrag. Eine stärkere Förderung der bisher zu wenig genutzten Bauteileverwendung z.B. aus Plattenbauten regte Dr. Angelika Mettke (BTU Cottbus) an. Die Wiederverwendung stellt nicht nur ein großes Ressourcen– und Klimaschutzpotenzial dar, sie kann auch finanziell interessant sein. In Zukunft sollen deshalb Instrumente entwickelt werden, die eine hochwertige Kreislaufführung von Baumaterialien sicherstellen.
Quelle: Bundesumweltamt
Geonet News vom 28.01.2008